
Ausstellungsansicht von "Nur durchgereist. 09 Minuten Aufenthalt"
Linz - Das Stifterhaus in Linz wird von 29. April bis 12. November zur Haltestelle für Kulturhauptstadt-Reisende. Die Ausstellung "Nur durchgereist. 09 Minuten Aufenthalt" hat Eindrücke prominenter Passagiere aus mehreren Jahrhunderten, die die Stadt nur kurz - oft nur aus dem Fenster eine Kutsche oder eines Zuges - gesehen haben, zusammengefasst. Am Montag wurde die Schau, eine Kooperation mit Linz09, in einer Presseführung vorgestellt.
Flaschen hinauswerfen verboten
Der Ausstellungsraum ist einem Speisewagen nachempfunden, die Aussicht aus den Zugfenstern besteht aus Collagen von Peter Karlhuber. Er zeigt einen Schnitt durch die Zeiten, indem er beispielsweise alte Ansichten der Stadt mit modernen Symbolen wie "Flaschen hinauswerfen verboten" kombiniert. In einem anderen Abteil schaut man auf den neuen Linzer Hauptbahnhof, vor dem riesige goldene Glückskatzen sitzen. Der China-Kitsch ersetzt die bekannten, aber - weil aus der NS-Zeit stammend - nicht unumstrittenen Steinlöwen, die ein häufiger Treffpunkt für Reisende sind.
Die Aussicht ist so fad
Die Schaukästen sind mit Teppichstoff im Design von Zug-Sitzplätzen verkleidet und beherbergen zahlreiche kleinere Ausführungen der Katzen-Souvenirs, die den Besuchern zuwinken. Sie tragen Porträts und Zitate von berühmten Linz-Reisenden. Viele dieser Äußerungen sind wenig schmeichelhaft für die Kulturhauptstadt: "Die Aussicht ist so fad, dass ich am ersten Tag ordentlich verzweifelt war", schrieb etwa Oskar Kokoschka. "In Linz geboren, allein das ist ein fürchterlicher Gedanke", raunzte Thomas Bernhard. Ein Kapitel widmet sich auch den unfreiwilligen Durchreisenden auf der Flucht vor dem NS-Regime und auf dem Weg ins Exil.
Sommerabende in Linz
Allerdings gab es auch positive Bemerkungen. So hat etwa Hans Christian Andersen "einen äußerst schönen Sommerabend in Linz" verbracht. Auch Barbra Streisand fühlte sich wohl und Wolfgang Amadeus Mozart schrieb hier gar eine Sinfonie, weil er gerade keine fertige dabei hatte. Unerwähnt ließ Mark Twain, der häufig durchreiste, die Stadt. Das sieht Kuratorin Evelyne Polt-Heinzl aber nicht nur negativ: Der Schriftsteller war nämlich statt in Linz erst in Salzburg ausgestiegen. Die Stadt, die er gar nicht mochte, machte zum Schauplatz seines unvollendeten Werks "The Chronicle of Young Satan". Sie heißt darin aber nicht Salzburg, sondern "Eseldorf"... (APA)