"The change is possible." Präsident Barack Obamas Botschaft in Sachen Umweltpolitik ist angesichts steigender Ölpreise auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen: 80 Prozent weniger CO2 bis zum Jahr 2050, 20 Prozent mehr an Windenenergie. Die in der Weltwirtschaft führenden Nationen würden im 21. Jahrhundert jene sein, die in der Schaffung neuer Quellen für eine saubere Energie eine Vorreiterrolle einnehmen - aber dazu brauche es eine umfassende Klima- und Energie-Gesetzgebung im Kongress.

Obamas Zeitplan halten Experten jedoch für illusorisch. "Das Ziel Obamas, ein Gesetz innerhalb eines Jahres durchzubringen, halte ich für unrealistisch. Es wird meiner Meinung nach erst in den nächsten Jahren so weit sein. Aber ich bin optimistisch" , sagt Ernest J. Moniz, Professor für "Physics und Engineering Systems" am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston und Ex-Kabinettsmitglied von Bill Clinton, im Gespräch mit dem STANDARD.

"Grüne Revolution"

Jene, die den Wandel seit Jahren predigen, wittern jetzt dank Obamas mit 150 Milliarden Dollar dotierter "grüner Revolution" Morgenluft. Das spürte auch eine Wirtschaftsdelegation auf Tour mit Oberösterreichs Grün-Umweltlandesrat Rudi Anschober durch Georgia, New York, Connecticut und Massachusetts. "Es ist in den USA ein großer Markt im Entstehen. Die Amerikaner wollen umstellen, und es gilt jetzt die Modellregion Oberösterreich zum Thema zu machen", ist Anschober überzeugt.

"Es gibt in ganz Amerika keinen Hersteller für Pellets-Heizkessel, aber allein in den New-England-Staaten rund 14 Millionen Öl-Heizungssysteme. Die Chancen für uns stehen daher sehr gut - wir sind das Silicon Valley Österreichs" , glaubt Herbert Ortner, Chef des Pelletsheizungs-Marktführers ÖkoFEN. Doch der erste Pellets-Dämpfer folgte auf den Fuß: In Georgia wurde rasch klar, dass viel Wald nicht zwingend Pelletsheizungen nach sich zieht. Vor allem dann nicht, wenn rund neun Millionen Menschen nur selten richtig kalt ist. "Cooling is what we need" , stellt Robert Reisert, Präsident und CEO von C2 Biofuels klar. "Die bringen wir mit unseren Solar-Cooling-Experten zusammen", kontert Anschober.

"Umdenken in den Köpfen" nötig

Auch für Heidi Green, Umweltbeauftragte vom Georgia Department of Economic Development, bleibt der Weg zur US-Energiewende ein langer: "Es kann nur funktionieren, wenn ein Umdenken in den Köpfen der Menschen passiert. Da haben wir noch viel Arbeit vor uns." Nachsatz: "But we love to steal ideas". Den Oberösterreichern ist sogar Ideen-Klau recht.

Wo Amerika bei Forschung für erneuerbare Energie steht, wird klar, wenn MIT-Physiker Vladimir Bulovic Photovoltaik-Erkenntnisse präsentiert: Wenn Bulovic von "extremely small stuff" spricht, sind sogenannte "Quantum dots" gemeint. Kristalle, die die Basis für LED-Oberflächen mit einer Dicke von 0,1 Millimeter bilden. (Markus Rohrhofer aus Boston, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.4.2009)