Bischkek - Nach Ausschreitungen gegen die kurdische Minderheit in einem Dorf in Kirgistan hat die Polizei rund 100 Menschen festgenommen. Hunderte Dorfbewohner hatten zuvor aus Rache über die angebliche Vergewaltigung eines vierjährigen Mädchens Dutzende Häuser und Autos von Kurden zerstört. Innenminister Moldomusa Kongantijew warf der Opposition am Montag vor, mit Berichten über die Vergewaltigung die Unruhen geschürt zu haben.
Von den Festgenommenen seien 50 inzwischen wieder auf freiem Fuß, sagte Kongantijew am Montag vor dem Parlament in der Hauptstadt Bischkek. Zwei Menschen seien bei den Ausschreitungen am späten Sonntagabend in Petrowka im Norden des Landes leicht verletzt worden.
Vorwürfe gegen Opposition
In ersten Berichten des Innenministeriums hatte es geheißen, ein Mann namens Abdullah habe sich Anfang April im Drogenrausch an dem russischstämmigen Mädchen vergangen. Laut dem Innenminister wiesen medizinische Gutachter inzwischen jedoch nach, dass es gar keine Vergewaltigung gab. Er warf der Opposition vor, die Unruhen geschürt zu haben. Die Opposition wies die Vorwürfe umgehend zurück. "Unsere Kinder werden vergewaltigt, und die Polizei beschuldigt uns", sagte ihr Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im Juli, Almasbek Atambajew, vor Journalisten.
Die Lage blieb auch am Montag gespannt. Rund 500 Menschen blockierten die Hauptverbindungsstraße zwischen dem Süden und dem Norden der zentralasiatischen Republik, um die Freilassung aller Festgenommenen zu erzwingen. Sie forderten die Vertreibung aller Kurden aus dem Dorf. Die Blockade wurde von der Polizei schließlich gewaltsam beendet. In der ehemaligen Sowjetrepublik an der Grenze zu China leben noch heute mehrere tausend Kurden. Ihre Familien waren zwischen 1937 und 1944 unter Stalin aus dem Kaukasus deportiert worden. (APA)