Kein Muss im Waldviertel: Austern bei Schwarz. Aber wenn sie schon da sind...

Foto: Schell

Vorspeisen-Höhepunkt: Kalbskopf und Blunze

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Wenn sich Beuschel gefährlich neigen auf der Weinverkostungstour

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Der Fisch, diesmal etwas zu sauer, fand Frau Schell.

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Nein, keine Sorge, keine Gefahr, mir an diesem Wochenende beim Weinkauf zu begegnen zwischen Kamptal, Traisental und Wachau. Hab ich schon letztes Wochenende zum Gutteil erledigt, und beim noch offenen Rest hoff ich auf ein paar Mitbringsel von einem unserer Oberweinauskenner. Der hat uns schon am letzten sicher durchs Niederösterreichische kutschiert.

Haferflocken reichen nicht

Wein braucht natürlich Unterlage, das hab ich spätestens beim flotten Verkostungsdreier um 11 Uhr früh bei Mayr/Buchegger/Walzer wieder einmal entdeckt: Auf ein paar Haferflocken und einen Tee zum Frühstück sollte man besser nicht zwei Dutzend Schlucke machen, und weil man nicht ganz sicher ist, dann noch ein paar zweite Proben vom einen oder anderen, und nicht spucken. Gleich zwei ausgiebige Fastenzeiten heuer bringen einen zusätzlich aus der Übung. Oder lassen jedenfalls die realistische Erwartungshaltung für solche Aktionen verblassen.

Schweinerei!

Und nun? Variante A: Gleich in Droß rasch über den Hof zu Fleischknödeln oder Schweinsbraten von Familie Mayr. Nie ein Fehler, wie Schmecks-User a) ohnehin aus eigener Anschauung wissen oder b) in dieser kleinen, dreckigen Kolumne schon gelesen haben (Schweine im Kremstal) oder c) halt anderswo. Kurzum: Schon wieder Mayr geht natürlich nicht.

Variante B: Langenlois ist nicht weit, und das Rieslingbeuschel beim Heurigenhof Bründlmayer schon seit Jahren ziemlich obersupergut, wenn nicht das allerbeste überhaupt. Aber das haben wir hier auch schon gelobt, bin ich ziemlich sicher, auch wenn ich's in unserem Schmeck's-Archiv gerade nicht und nicht finde. Wir wollen auch anderer Wirte Beuschel kennen lernen.

Nicht nur himmlisch

Variante C: In Langenlois hat sich ja vor auch schon zwei Jahren der Herr Schwillinsky angesiedelt, kam quasi herab von weit oben aus dem Kamptal, und erntete sehr freundliche Kritiken in vielen Zeitungen. Deshalb sind wir ja auch 2008 dort eingefallen, auch zur Tour de Vin, auch beschwingt, aber strategisch schon mit mehr Unterlage in der Früh. Also durchaus noch urteilsfähig, vielleicht etwas urteilsfähiger als heute. Und irgendwie wurden wir damals dort nicht richtig glücklich. Herausragend "Himmel und Erde", schichtenweise Blunze, Erdäpfelpüree und Apfel. Flugentenbrust, Forellenfilet, Spargel mit Hollandaise, Karpfenbratl, Goldbrasse rissen allesamt nicht recht vom Hocker. Leiden auf hohem Niveau, zugegeben, und uns damals fast durchgängig etwas zu salzig. Aber: Wir kamen schon spät zum Mittagessen an einem Hochfrequenztag. Womöglich schmeckten wir einfach eine leise Erschöpfung in der Küche, die nicht so ganz mit unserer eigenen harmonieren wollte.

Also Variante D: Von Droß ist es schließlich auch nicht so richtig weit nach Nöhagen. Und dort waren wir schon 2008 bei unserer Aufwärmrunde zur Tour de Vin schlicht hingerissen. Das kleine Kalbsbeuschel machte dem Bründlmayerschen ernste Konkurrenz. Die geröstete Kalbsleber einfach optimal. Räucherforelle, Saibling, Fischsulz nicht nur, aber auch optisch eine helle Freude. Über den Kalbsrücken war einer der Mitesser ebenso begeistert, die Beiriedschnitte sowieso. Herrlich.

Ein Beuschel schwächelt

Mit den Erwartungen also noch einmal nach Schwarz, ich bestand darauf, und meine Mitesser wirkten auch nicht ganz unglücklich mit dem Ziel. Vielleicht war ich ein bisschen außer Tritt, aber das Beuschel war diesmal nicht ganz so hinreißend (nahms aber immer noch mit vielen, vielen Mitbewerbern auf). Die Fischsulz meinem Gegenüber ein bisschen gar sauer geraten. Blunze und Kalbskopf paniert hingegen gelungen. 

Die Niere macht's wieder gut

Umso prachtvoller die Hauptspeisen: Geröstete Kalbsniere mit Erdäpfeln, wirklich herausragend. Der Chef ließ sich entschuldigen, er habe sich damit "ein bisschen verwogen" und wollte einen Nachschlag schicken. Ohne jetzt mit Stammgästen eine Portionsgrößendebatte vom Zaun zu brechen: Die Nieren waren in der Menge grad' recht. Und die Kalbsbacken mit ziemlich sehr gutem Erdäpfelpüree überhaupt ein schmelzendes Glück.

Fragt sich nur: Braucht man in einem doch etwas unzentralen Ort am Rande des Waldviertels, wo mancher Handybetreiber einfach w.o. gibt, Austern? Nein, aber wenn sie schon da sind, erfrischen drei Stück zwischendurch durchaus. Und, ich muss ehrlich sagen, ich hab schon in Wien, zugegebenermaßen auch nicht für seine Meernähe bekannt, auch schon weniger erfreuliche bekommen.

Dieses Wochenende werden Sie mich nicht zwischen Wachau und Wagram treffen, keine Sorge, wie gesagt. Sachdienliche Hinweise sind hier aber immer willkommen. Die nächste Wein-Tour kommt bestimmt. Ich schau einstweilen, dass ich Fisch und Muschel etwas entgegenkomme. Für einen Sprung zumindest. Bleiben Sie dran.