Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Archiv

Einkommen: 600 Euro. Bildung: Volksschule in Serbien, Hochschule für Edelsteine in Belgien und Hochschule für Edelmetalle in Bangkok. So beschrieb sich der 48-jährige Sreten Jocić vor rund zwei Jahren vor einem Belgrader Gericht. Danach wurde der Mann, der wegen seiner "Geschäfte" in den Niederlanden Joca Amsterdam genannt wird, gegen eine Kaution von 300.000 Euro laufengelassen. Es dürfte ihm aber noch Geld übrig geblieben sein, denn er mietete von der Witwe Slobodan Milosevićs, Mira Marković, die Nobelvilla des ehemaligen Herrscherpaars. Marković lebt in Russland, weil in Serbien ein Haftbefehl gegen sie vorliegt.

Die serbischen Behörden waren nicht glücklich, dass die bulgarische und niederländische Staatsanwaltschaft alle Klagen gegen Jocić wegen Mangels an Beweisen fallen ließen und den "Kokainkönig des Balkans" nach Serbien auslieferten. Denn Jocić im Land zu haben bringt Probleme. Wo immer er bisher auftauchte, fand man nachher Leichen. Dutzende Menschen sollen in seinem Auftrag ermordet worden sein, doch kein Zeuge wagte es bisher, gegen ihn auszusagen. Amsterdam gilt als rachsüchtig. Er soll etwa die Ermordung des niederländischen Staatsanwalts Koos Plooy bestellt haben, der gegen ihn ermittelte.

Kenner der Belgrader Unterwelt behaupten, dass sich sogar der Mörder des serbischen Premiers Zoran Djindjić, Milorad Ulemek, genannt Legija, der Polizei stellte, weil Amsterdam seine Killer auf ihn losgelassen hatte. Ulemek, der Kriegskommandant und Chef des kriminellen "Clans von Zemun", wollte offenbar das Drogengeschäft von Jocić übernehmen. Er verriet Jocić später, der daraufhin in Bulgarien mit einem Ausweis des serbischen Geheimdienstes, der auf seinen Namen lief, verhaftet wurde. Jocić behauptet, dass sein damaliger Kontaktmann in Bulgarien der jetzige Bürgermeister von Sofia Bojko Borrisow gewesen sei. Nach seiner Verhaftung soll Jocić Bulgarien angeboten haben, einen Teil der Auslandsschulden zu bezahlen, wenn er freikomme. Sofia lehnte ab.

Man sagt, dass Jociæ direkt mit südamerikanischen Drogenkartellen verhandelt und an jeder Lieferung beteiligt ist. Wer dazwischenkommt, wird liquidiert. Erst vergangene Woche wurden bei Belgrad in einem ausgebrannten Jeep die Leichen zweier "Geschäftsleute" gefunden. Wie immer wusste Amsterdam nichts davon. Am Montag wurde er aber verhaftet. Er steht im Verdacht, den Mord an dem kroatischen Verleger Ivo Pukaniæ in Auftrag gegeben zu haben. Andrej Ivanji