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Im Krankenhaus Steyr gab es den ersten Schweinegrippe-Verdachtsfall in Österreich.

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Alle Verdachtsfälle in Österreich haben kürzlich eine Mexiko-Reise unternommen.

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Wien -  Es ist  fix, Labortests haben bestätigt dass die 28-jährige Wienerin nach einem Aufenthalt bei ihren Eltern in Guatemala an der Schweinegrippe (H1N1) erkrankt ist. Die Infektion war seit Dienstagabend so gut wie sicher. Die Patientin wird zur Zeit isoliert im Wiener Kaiser- Franz-Josef-Spital mit Tamiflu behandelt.

Zusätzlich gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass in Wien und in Vorarlberg zwei neue Verdachtsfälle aufgetaucht sind. In Wien handelt es sich um eine Frau, die nach einer Mexikoreise Grippesymptome zeigt. Die Patientin befindet sich seit Dienstag in Spitalsbehandlung. Diese jüngsten Verdachtsfälle haben sich nach ersten Tests nicht bestätigt. Das Ergebnis der Proben sei negativ gewesen, berichtete eine Sprecherin des Wiener Gesundheitsamtes am Mittwochnachmittag. Damit bleibt es vorerst bei einer bestätigten Infektion in Österreich.

Entwarnung bei drei Wienern und einer Oberösterreicherin

Bei den restlichen vier Patienten, drei davon aus Wien, eine Oberösterreicherin gab es eine definitive Entwarnung.  Bei den drei Verdachtsfällen in Wien - einer 65-jährigen Frau und einem 70-jährigen Ehepaar - wurden weder das H1N1-Virus noch andere Influenza-Erreger nachgewiesen. Alle fünf Verdachtsfälle haben sich vor kurzer Zeit in Mexiko aufgehalten.

Ergebnis bei Wienerin sicher

Die 28-jährige erkrankte Wienerin befindet sich bereits auf dem Weg der Besserung. "Der Patientin geht es heute Vormittag viel, viel besser", erklärte ihr behandelnder Arzt Christoph Wenisch, Abteilungsleiter der Medizinische Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am Kaiser-Franz-Josef-Spital am Mittwoch. "Halsschmerzen sind zwar noch da, aber das Fieber ist weg und auch die Kopf- und Gelenksschmerzen sind schon gut. Sie sitzt bereits im Bett und wäscht sich und tut die Dinge, die man so macht."

Die junge Frau, die ihre Eltern in Guatemala besucht hat und von Mexiko City über Miami und Düsseldorf nach Wien reiste, wird seit Dienstag 00.23 Uhr im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital in einem Isolierzimmer mit Tamiflu behandelt. Sie suchte das Spital unmittelbar nach ihrer Ankunft am Flughafen in Schwechat mit über 40 Grad Fieber auf. Die Patientin sei von Beginn an mit Medikamenten gegen Schweinegrippe therapiert worden.

Möglicherweise auch Personen im Flugzeug angesteckt

Da die 28-Jährige bereits auf dem Rückflug über den Atlantik Beschwerden hatte, könnten auch andere Reisende im Flugzeug angesteckt worden sein. Man habe jedoch alle Kontaktpersonen der fünf möglicherweise Infizierten "unter Kontrolle", betonte der Gesundheitsminister.

Entwarnung in Steyer

Im Schweinegrippe-Verdachtsfall in Steyr in Oberösterreich hat es Mittwoch früh Entwarnung gegeben. Auch der zweite Test an der 28-Jährigen Oberösterreicherin, die nach der Rückkehr von einer Mexiko-Reise Symptome aufgewiesen hatte, ist negativ ausgefallen. Die Frau wurde bereits in häusliche Pflege entlassen.

Ausreichend Medikamente in Österreich

Laut Gesundheitsminister Stöger sind in Österreich ausreichend Medikamente vorhanden. Die Kosten für die Maßnahmen nach dem Pandemie-Plan sind durch das Budget abgedeckt. "Es ist hier keine Kostenfrage es geht um die Gesundheit des Menschen", betonte er.

Impfstoff-Produktion noch nicht geplant

Die Warnstufe gemäß dem Pandemie-Plan der Regierung wird durch die wahrscheinliche Schweinegrippe-Infektion nicht geändert, so Thomas Geiblinger, Sprecher von Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ). Derzeit gebe es diesbezüglich keine Überlegungen. Demgemäß wird auch noch kein Start einer Impfstoff-Produktion gegen den H1N1-Erreger geplant. Vorgesehen ist das laut dem Gesundheitsminister ab Stufe 5.

Interessant wird es in der kommenden Grippesaison

"Bei uns wird es erst im nächsten Winter interessant, wie es weiter geht", erklärte der Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit, Hubert Hrabcik, im Ö1-Morgenjournal. "Bei uns ist die Grippesaison zu Ende und damit die Verbreitungsmöglichkeit für ein neues Virus schlechter.  Vor allem in Südamerika und auf der Südhalbkugel der Erde wird es sich in den nächsten zwei bis drei Wochen zeigen, wie es weiter geht", so Hrabcik.

Keine offizielle Reisewarnung

Eine offizielle Warnung des Außenministeriums vor Reisen nach Mexiko gibt es nicht. Von nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Mexiko wird allerdings dringend abgeraten.

170 Urlauber aus Österreich noch in Mexiko

Insgesamt halten sich derzeit noch rund 170 Personen aus Österreich in Mexiko auf. Man habe auf Basis des Epidemiegesetzes über den Verband der Reisebüros begonnen, Informationen über Aufenthaltsort und Identität dieser Touristen einzuholen, Einzelreisende seien nicht erfasst. Bei ihrer Rückkehr werden die Urlauber möglichst bei der Landung kontaktiert, informiert und wenn nötig getestet.

Drei bestätigte Fälle in Deutschland

In Deutschland gibt es inzwischen drei bestätigte Erkrankungsfälle mit dem neuen Schweinegrippe-Virus, teilte das Robert-Koch-Institut am Mittwoch in Berlin mit. Das Virus A/H1N1 sei bei einer 22-jährigen Frau in Hamburg nachgewiesen worden, die nach einer Mexikoreise mit Influenza-ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gekommen war.

Der zweite Fall ist ein Mann Ende 30, der in der Universitätsklinik Regensburg behandelt wird. Ein dritter Fall wurde aus Kulmbach bestätigt. Dabei handle es sich um eine 37-jährige Frau. Daneben gibt es einzelne weitere Verdachtsfälle in den Bundesländern. Die Untersuchungen seien aber noch nicht ausgewertet.

Weltweite Ausbreitung - Erster Todesfall außerhalb von Mexiko

Nach Amerika und Europa wurde die Krankheit auch im asiatisch-pazifischen Raum und im Nahen Osten nachgewiesen. Generell rät die EU von Reisen nach Mexiko und in die amerikanischen Grenzgebiete dringend ab.

Erstmals ist außerhalb Mexikos ein Mensch nachweislich an der Schweinegrippe gestorben. Im US-Bundesstaat Texas starb ein 23 Monate altes Kind an dem Virus, bestätigte der Direktor der US-Seuchenbehörde CDC, Richard Besser. Insgesamt sind in den USA nach CDC-Angaben vom Dienstag bisher 64 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt. Für den Mittwoch wurde die Veröffentlichung neuer, höherer Zahlen erwartet.

In New York gibt es nach Einschätzung der Behörden deutlich mehr Fälle von Schweinegrippe als bisher bekannt. Allein an der Schule in Queens, an der die Infektion erstmals ausbrach, seien Hunderte Kinder krank gewesen, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Auch viele Lehrer und Familienmitglieder hätten sich angesteckt, allerdings seien "alle Fälle mild verlaufen", sagte Gesundheitsreferent Thomas Frieden.

Die meisten der bisher bekanntgewordenen Fälle gab es am Dienstag in New York, wo laut CDC 45 Erkrankungen registriert waren. In Kalifornien gab es demnach 10 Fälle, in Texas 6, in Kansas 2 und in Ohio einen Fall. Anders als in Mexiko ist die Krankheit in den USA bisher vergleichsweise harmlos verlaufen.

Internationale Sicherheitsmaßnahmen

Weltweit wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Russland, Hongkong und Taiwan erklärten, Durchreisende mit Grippesymptomen würden sofort in Quarantäne eingewiesen. Als erstes Land stellte Kuba den Flugverkehr von und nach Mexiko vorübergehend ein.

Mexiko: Opferzahl nach unten korrigiert

Die mexikanischen Behörden haben ihre Angaben über die Zahl der Schweinegrippe-Opfer nach unten korrigiert. In Mexiko sind nach einer Zwischenbilanz der Gesundheitsbehörden bisher 159 Menschen gestorben, die sich vermutlich mit dem Schweinegrippe-Virus infiziert hatten. Wirklich nachgewiesen sei das Virus bisher bei 26 Patienten, von denen sieben gestorben seien. Nur bei diesen sieben Toten konnte das Virus nachgewiesen werden, bestätigte der mexikanische Gesundheitsminister José Àngel Córdova in Mexiko-Stadt. Bisher sind die Behörden von 20 H1N1-Virus-Toten ausgegangen.

Die Zahl der aufgetretenen Fälle sei in den vergangenen Tagen zurückgegangen, sagte Cordoba. Dies bedeute aber nicht, dass die Epidemie abgeklungen sei. In den vergangenen vier Wochen seien in den Krankenhäusern des Landes 2.498 Patienten mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Schweinegrippe-Virus behandelt worden. Viele von ihnen hätten die Kliniken mittlerweile wieder gesund verlassen. Derzeit befinden sich nach Angaben des Ministers noch 1.311 Erkrankte in Behandlung.

Umbenennung der Grippe

Nach der EU haben sich unterdessen auch die USA für eine Umbenennung der Schweinegrippe ausgesprochen. Die derzeitige Bezeichnung suggeriere, dass es ein Problem mit Schweinfleischprodukten gebe, sagte Agrarminister Tom Vilsack. Bei der Grippe handle es sich aber nicht um eine Lebensmittelinfektion, und das Virus habe nichts mit dem Konsum von Schweinefleisch zu tun. Die Bezeichnung Schweinegrippe könnte Züchtern wirtschaftlich schaden.

Zuvor hatte sich die Europäische Union dafür ausgesprochen, die Erkrankung in "Neue Grippe" umzutaufen. Das israelische Gesundheitsministerium kritisierte den Begriff bereits am Montag und bezeichnete ihn als Beleidigung für Juden und Muslime. In beiden Religionen gelten Schweine als unreine Tiere, ihr Verzehr ist verboten. (APA/Reuters/dpa/AP)