
Am Anfang der schwere Communicator 9110, Spitzname Ziegel (links), später das Klapphandy 9300, jetzt das leichte E75.
Es war ein großer, schwerer Brocken von einem Handy, der 1996 als "Nokia 9000 Communicator" auf den Markt kam und schnell "Ziegel" getauft wurde. Und es zeigte visionären Weitblick: Ein Handy, das Faxen und Mailen konnte, einen (primitiven) Internetbrowser hatte, Termine und Adressen notierte und an das sich eine Kamera anschließen ließ.
Die Evolution des Ziegels
Solche Features sind heute selbstverständlich, und Nokias neues E75 zeigt wie weit die Evolution des Ziegels gediehen ist. Streng genommen ist es kein Communicator, aus dem wurde das schwere E90, während dessen leichtere Version das leichtere 9300 wurde. Das eigentliche Communicator-Merkmal lebt jedoch weiter: Eine verhältnismäßige große Qwertz-Tastatur, die über die Breitseite herausgeschoben wird. Evolution der Dienste Die Evolution der äußeren Form - das E75 ist ein kleines, elegantes Businesshandy mit Chromerahmen, wie er seit dem iPhone en vogue ist - und der Hardware ist offenkundig: Schnelle Datenverbindung, 3,2-Megapixel-Kamera, hochauflösendes Display, voller Internetzugang, Musik- und Video, und Assisted GPS zur Navigation.
Messaging spielt weiterhin die zentrale Rolle
Mindestens so wichtig ist jedoch die Evolution der Dienste, die sich rund um das E75 (und andere neuere Nokia-Handys) entwickelt haben. Messaging spielt weiterhin die zentrale Rolle: Das E75 ist, wie schon der Ur-Communicator, eine Nachrichtenzentrale, darum auch das Keyboard, das sich deutlich leichter als schmale blackberryartige Tastaturen bedienen lässt.
Weil nach Nokia-Studien weiterhin nur ein Bruchteil der Handybenutzer mobile Mail benutzt (weil sie an der Komplexität der korrekten Einrichtung scheitern), wurde das im Vorjahr eingeführte System der automatischen Erkennung von Einstellungen fortgeführt: Es genügen Mailadresse und Kennwort, die restlichen Informationen checkt das Handy selbst.
Ovi-Gratismail
Auch Exchange- und Lotus-Systeme von Unternehmen werden bedient, nicht aber Blackberry: Dieses Geschäft will Nokia lieber selbst machen. Dafür bietet es Ovi-Gratismail an (Ovi ist das Online-Service-Angebot Nokias, zu dem Musik und Karten zählen). Neu sind auch andere Ovi-Dienste : Files, um auf persönliche PC-Dateien per Handy zugreifen zu können (um 50 Euro pro Jahr), sowie Ovi Sync, das gratis alle Handydaten online sichert. Ähnliche Dienste wie Nokia bieten auch Apple (Mobile Me, 89 Euro im Jahr) und Microsoft (der angekündigte Live-Service für Handys, der gratis sein soll). Auch Google bietet, sowohl für Google-Handys wie das G1 als auch andere Handys begrenzte Synchronisationsmöglichkeiten mit Online-Mail- und Organizer-Programmen.(Helmut Spudich/DER STANDARD, Printausgabe vom 29.4.2009)