Bild nicht mehr verfügbar.

OMV-Chef Ruttenstorfer weist die gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen zurück.

Foto: APA/Georg Hocjmuth

Wien - Die OMV habe sich beim Verkauf der MOL-Anteile an den russischen Konkurrenten Surgutneftegas (Surgutneftegaz) um 1,4 Mrd. Euro an alle gesetzlichen Vorgaben gehalten, erklärte OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer bei einem Hintergrundgespräch am Mittwoch. Man habe am Montag (27. April) eine Stellungnahme an die Finanzmarktaufsicht (FMA) übermittelt. Ruttenstorfer habe 26.500 OMV-Aktien am 23. März nicht zu Spekulationszwecken erworben, sondern als Teil eines neuen Incentive-Programms für die OMV-Führung, erklärte der OMV-Chef.

Am 23. März wurden Optionen für das Management durch einen Aufsichtsratsbeschluss abgeschafft, so Ruttenstorfer. Stattdessen würden Ziele für drei Jahre zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand verhandelt, die bei Erreichung mit besonderen Incentives vergütet würden. Details wollte er keine nennen. Im Zuge dieses Programms sei auch eine stärkere Eigenbeteiligung der OMV-Führung ausverhandelt worden. In seinem Falle bedeutete dies, dass er sich mit 800.000 Euro an der OMV beteiligen musste. Dazu habe er am gleichen Tag zu seinem bisherigen OMV-Anteil 26.500 Aktien zugekauft, um diese Bedingung zu erfüllen. Diese Aktien müsse er 3 Jahre halten, um die Vergütungen unter der Voraussetzung der Zielerreichung zu lukrieren.

Verkauf der MOL-Anteile

Zu diesem Zeitpunkt "konnte ich nicht davon ausgehen, dass es zu einer möglichen Transaktion" über die MOL-Aktien kommen werde, so Ruttenstorfer. Der MOL-Verkauf konkretisierte sich nach Darstellung von Ruttenstorfer erst am Wochenende (28./29. März) darauf. "Seit August 2008 war es klar, dass wir uns von dem MOL-Aktien werden", so der OMV-Chef. Hintergründe seien die ablehnende Haltung der MOL sowie eine mangelnde Unterstützung aus Brüssel. Allerdings wollte die OMV nur zu jenem Preis verkaufen, zu dem sie gekauft hatte.

Erste Kontakte mit dem russischen Ölkonzern Surgutneftegas gab es Mitte März 2009 bei einem OPEC-Treffen (14./15. März) in Wien. Dabei äußerten die Russen Interesse, sich an einem mitteleuropäischen Unternehmen einzukaufen, ohne konkret über den MOL-Anteil zu sprechen. Am 18. März gab Ruttenstorfer ein Interview dem "profil", in dem er den Verkauf der MOL-Anteil für 2009 ausschloss: "Das gilt nicht für die Ewigkeit, aber heuer werden wir sie durchaus behalten."

Überraschendes Angebot aus Moskau

Erste Verhandlungen mit Surgutneftegas wurden nach Angaben von Ruttenstorfer erst am Donnerstag (26. März) in Moskau geführt, die allerdings ergebnislos endeten. Eine Genehmigung für den Verkauf wurden einen Tag davor entgegen Medienberichten nicht erteilt, sondern man kam mit dem Aufsichtsrat überein, dass es im Falle einer möglichen Transaktion vor der kommenden Aufsichtsratssitzung eine Entscheidung des Präsidialausschusses zu fällen wäre. Noch am Freitag habe Ruttenstorfer den Aufsichtsrat über die erfolglosen Gespräche informiert. Am Samstag (28. März) kam dann überraschend ein Angebot von Surgutneftegas, ohne allerdings einen Kaufpreis zu nennen.

Erst am Sonntag habe sich abgezeichnet, dass der MOL-Anteil um 1,4 Mrd. Euro verkauft werden würde. Kurz nach Mitternacht kam dann die Bestätigung aus Moskau, dass der Deal geschlossen würde. Die OMV habe letztendlich einen Verlust von 37 Mio. Euro gemacht, betonte Ruttenstorfer.

Was die OMV mit dem Geld vom MOL-Anteilsverkauf machen werde, wollte Ruttenstorfer nicht sagen, fügte aber hinzu: "Wir kaufen in Russland nicht zu. Dass wir woanders investieren werden, schließe ich nicht aus." Zu Medienberichten über Zukäufe in der Türkei gebe es aus heutiger Sicht allerdings nichts zu berichten, sagte er.

An INA-MOL-Tankstellen in Kroatien sei die OMV nicht interessiert. Die MOL-Aufstockung bei der kroatische INA von 25 auf 47,16 Prozent wird derzeit von kroatischen und Brüsseler Wettbewerbsbehörden geprüft. Laut Medienberichten wird INA-MOL einen Teil der Tankstellen abgeben müssen, denn der gemeinsame Marktanteil betrage mehr als 25 Prozent in Kroatien. Neben der INA hält MOL das Tankstellen-Netz Tifon. (APA)