Dieser Bärenschädel konnte nun der Bärin Rosemarie zugeordnet werden.

Foto: WWF

Wien - Das Rätsel um eine Bärin, die 2002 aus dem Ötschergebiet verschwunden war, konnte nun geklärt werden, gab der WWF am Mittwoch in einer Aussendung bekannt. Anfang Juli 2003 war im Salzatal in einer Felsrinne ein Bärenschädel gefunden worden, dieser konnte aber nicht eindeutig einem bestimmten Tier zugeordnet werden. Aktuelle Nachforschungen der Genetiker des Naturhistorischen Museums in Wien erbrachten nun unter Einsatz einer speziell für die DNA-Analyse aus Knochenmaterial geeigneten Kugelschwingmühle den Beweis, dass es sich bei dem Fund um die Bärin Rosemarie aus dem WWF-Bärenprojekt handelt.

Kugelschwingmühle

"Die Kugelschwingmühle kann sehr harte organische Materialien wie Knochen oder Zähne so schonend vermahlen, dass die darin enthaltene DNA in guter Qualität und ausreichender Menge aufgeschlossen werden kann", erläuterte Elisabeth Haring vom Genetiklabor des Naturhistorischen Museums (NHM). "Dadurch war es uns möglich, die DNA aus dem Schädel genau zu analysieren." Durch Vergleich mit den genetischen Fingerprints der Bären der Population stehe nunmehr zweifelsfrei fest, dass es sich bei dem Tier um die Bärin Rosemarie handelt.

Die 1996 geborene Rosemarie hatte als Tochter der Bären Mona und Djuro seit 1999 vier Mal für Bärennachwuchs in Österreich gesorgt. Insgesamt vier Jungtiere brachte sie zur Welt, darunter den Bären Moritz (2001), der nach den ersten Jahren an der Seite seiner Mutter ins oberösterreich-steirische Salzkammergut abwanderte. Rosemaries Mutter Mona ist seit 2003 verschwunden. Als letztes Individuum der Bärenpopulation im Kerngebiet der Nördlichen Kalkalpen von Niederösterreich und der Steiermark hat Djuro überlebt.

"Hoffnungsträgerin"

"Rosemarie war als eines der wenigen produktiven Weibchen der Population eine Hoffnungsträgerin - sie hätte noch für viele weitere Nachkommen sorgen können", so Bärenanwalt Georg Rauer vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Uni Wien. "Nun fügt sich ein weiteres Mosaiksteinchen in die traurige Geschichte des Bärenschwundes", meinte Christoph Walder, WWF-Bärenprojektleiter. Zugleich wies er auf das Engagement der Wissenschaftlerinnen im Labor des NHM hin, die das genetische Monitoring der Bärenpopulation seit dem Jahr 2001 durchführen.

Die anhaltende Aufklärungsarbeit im Bärenmanagement stelle eine wichtige Basis im Bestreben dar, dem Wildtier Bär in unserer Heimat seine verdiente Chance zu geben: "Wir sind auch weiterhin für Meldungen und Hinweise aus der Bevölkerung dankbar, die zur Aufklärung führen, wohin die Bären in Österreich verschwunden sind", so Walder abschließend.

Hintergrund

Etliche der ehemals im Zeitraum zwischen 1989 und 2009 ingesamt 35 Individuen umfassenden österreichischen Bärenpopulation sind auf ungeklärte Weise verschwunden. Wenige hinterließen dabei Spuren, die Hinweise auf eine eindeutige Todesursache geben.

Auch bei Rosemarie, von der nur der Schädel und ein Kiefer gefunden worden sind, ist die genaue Todesursache nicht bekannt. "Gemäß den Vermutungen des Bärenanwalts dürfte die Bärin im Sommer 2002 durch einen Absturz gestorben sein", erläuterte WWF-Pressesprecherin Claudia Mohl gegenüber derStandard.at. (red)