Kiew/Warschau/Moskau - Die ukrainische Regierungschefin Julia Timoschenko hat ihren für heute, Donnerstag, geplanten Polen-Besuch abgesagt, wie die ukrainische Agentur UNIAN berichtete. Gründe dafür wurden demnach keine genannt. Timoschenko hätte in Polen nach Angaben der polnischen Agentur PAP an einer an einer Konferenz der Europäischen Volkspartei (EVP) teilnehmen sollen, die in Warschau tagt. Zudem sollte sie den polnischen Premier Donald Tusk treffen. Auch ein Gespräch mit Präsident Lech Kaczynski über die bliaterale Zusammenarbeit stand laut UNIAN auf dem Programm.

Am Mittwoch war Timoschenko mit ihrem russischen Amtskollegen Wladimir Putin in Moskau zusammengetroffen. Dabei standen Energiefragen im Mittelpunkt. Unter anderem wollen Russland und die Ukraine in nächster Zeit ein Regierungsabkommen über den Fertigbau von zwei Reaktoranlagen im ukrainischen Atomkraftwerk Chmelnizki unterzeichnen, wie die russische Agentur RIA Novosti meldete. Die Lieferung der Ausstattung könnte dabei mit einem russischen Kredit finanziert werden.

Das russische Unternehmen Atomstroiexport war als Sieger aus einer Ausschreibung zum Fertigbau der Reaktoren hervorgegangen. Die beiden Reaktoren im Atomkraftwerk Chmelnizki sollen bis zum Jahr 2016 fertiggebaut werden.

Die Bauarbeiten waren laut RIA 1990 nach der Verhängung eines später aufgehobenen Moratoriums für neue Atomtechnik infolge des Tschernobyl-Unglücks vier Jahre davor eingestellt worden. Nach der kompletten Stilllegung des Atomkraftwerks Tschernobyl im Jahr 2000 war die Ukraine auf alternative Stromkapazitäten angewiesen. Darauf beschloss die Regierung in Kiew, die Arbeiten an den beiden Reaktorblöcken wieder aufzunehmen, so RIA.

Vertrag mit Russland

Außerdem wolle die Ukraine für Mitte Juli einen Vertrag mit Russland über die Lieferung von Kernbrennstoff für ukrainische Atomkraftwerke vorbereiten. Experten zufolge wird die Unterzeichnung des neuen Vertrages es gestatten, die ukrainischen Atomkraftwerke vollständig mit russischem Kernbrennstoff zu beliefern. Der bisher vom US-Atomunternehmen Westinghouse an die Ukraine gelieferte Atombrennstoff werde in diesem Fall überflüssig sein.

Zu Medienberichten über angebliche aktuelle ukrainische Waffenlieferungen an Georgien, meinte die Ministerpräsidentin am Mittwoch in Moskau: "Gegenwärtig erfolgen keine Lieferungen. Ich denke, auch in nächster Zeit wird es keinen Bedarf daran geben." (APA)