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Zahl der U-Boote wird verdoppelt: Premier Kevin Rudd bei der Bekanntgabe des Rüstungsprogramms im Hafen von Sydney.

Foto: AP/Rycroft

Als Reaktion auf die Expansion Chinas verkündet Australien das größte Aufrüstungsprogramm seiner Geschichte. Canberra schließt einen Krieg in der Region Asien/Pazifik in den nächsten 20 Jahren nicht aus - Von Urs Wälterlin aus Sydney

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Mit umgerechnet knapp 53 Milliarden Euro will Australien seine Streitkräfte auf eine zunehmend schwierigere strategische Situation im Raum Asien/Pazifik vorbereiten. Wie Premierminister Kevin Rudd am Wochenende bekanntgab, wird Australien während der nächsten 20 Jahre unter anderem 100 neue Kampfflugzeuge beschaffen, die Zahl der Unterseeboote auf zwölf verdoppeln und acht neue Fregatten in Dienst nehmen. Außerdem werden Kriegsschiffe mit weitreichenden Mittelstreckenraketen, sogenannten Cruise Missiles, ausgerüstet.

Das Rüstungsprogramm ist das umfassendste in der Geschichte Australiens. Wie die Regierung in einem lange erwarteten Weißbuch bekanntgibt, sieht sie die zunehmende militärische Kraft und wirtschaftliche Bedeutung Chinas als zentrale Herausforderung für die strategische Langzeitplanung im Raum Asien/Pazifik.

Militärische Aufrüstung "sonnenklar"

Es sei "sonnenklar, dass es eine deutliche militärische Aufrüstung im ganzen asiatisch-pazifischen Raum gibt" , so Premier Rudd bei der Bekanntgabe des Programms auf einem Kriegsschiff im Hafen von Sydney. "Entweder man entscheidet sich, dies einfach zu ignorieren, oder man bezieht diese Tatsache als realistischen Bestandteil ein in die strategischen Annahmen Australiens, wie sich diese Region in den kommenden zwei Jahrzehnten entwickeln wird." Die militärische Expansion Chinas sei eine Herausforderung für die traditionell starke Position der Supermacht USA in der Region.

Das Papier warnt in überraschend deutlicher Sprache vor der Gefahr eines bewaffneten Konfliktes in der Region - ausgelöst in erster Linie durch die militärische und wirtschaftliche Expansion Chinas. Mit zunehmender wirtschaftlicher Macht werde China versuchen, in der asiatisch-pazifischen Region mehr Einfluss zu gewinnen, sowohl militärisch als auch mit zivilen Mitteln. Aber auch andere aufstrebende Staaten wie Indien und Russland würden versuchen, kleinere, politisch instabile Staaten im Pazifik auf ihre Seite zu ziehen. Es bestehe eine "kleine, aber besorgniserregende Möglichkeit wachsender Konfrontation" in den nächsten 20 Jahren.

Überraschung löste aus, dass Australien bereit ist, den wichtigen Handelspartner China als einen möglichen Herd der Instabilität zu identifizieren. Rudd hat aus seiner früheren Tätigkeit als Diplomat in Peking ausgezeichnete Kontakte zur chinesischen Regierung. Er gilt als erstklassiger Kenner der chinesischen Politik und spricht als einziger westlicher Staatschef fließend Chinesisch.
Von der Aufrüstung profitiert vor allem die Marine. Damit folgt Canberra den Empfehlungen von Experten, die U-Boot-Flotte massiv auszubauen, um einen Angreifer frühzeitig abwehren zu können. (Urs Wälterlin, DER STANDARD, Printausgabe, 4.5.2009)