Ursula Strauss schaut gern ...

Foto:ORF/Petro Domenigg.

... "Twin Peaks": "Reichtum an Seltsamkeiten" faszinierte die Schauspielerin auf Anhieb. 

Fotos: Matchcuts

In ihrem dritten Fall verschlägt es Ermittlerin Angelika Schnell Dienstag ("Schnell ermittelt", 20.15, ORF 1), in den Sumpf der Internetpornografie. Erkundungsfahrten in die dunklen Abgründe von Seelenräumen unternahm Schnell-Darstellerin Ursula Strauss schon 18 Jahre zuvor. "Ich hatte das Gefühl, als würde sich mir eine neue Welt eröffnen." Strauss' TV-Favorit ist "Twin Peaks".


"Reichtum an Seltsamkeiten"

Strauss war 17 und allein zu Hause, als sie Twin Peaks das erste Mal sah: "Das Bild von diesem Mädchen werde ich nie vergessen, das in Nebelschwaden, halb bekleidet über die Schienen stolpert. Ich habe mich in dieser Sekunde gefürchtet und gefragt: Halte ich das jetzt aus?" Sie hielt es aus und kippte in die Serieneuphorie: "Mich faszinierte der Reichtum an Seltsamkeiten."

Lieblingsfiguren waren selbstverständlich der aufrichtige Agent Dale Cooper (Kyle Mac Lachlan), der sensible Hilfssheriff Andy Bernnan und die verschlagene Sexbombe Audrey Horne (Sherilyn Fenn). Da erinnert sie sich an einzelne Szenen ganz genau: "Mir hat das so getaugt, dass sich die einfach in den Saal hineinstellt und zu tanzen anfängt." Sie bewundert, "den Mut, darauf zu pfeifen, was andere von einem denken".

"Durchgeknallte Geschichten"

David Lynch nahm mit Twin Peaks die Zukunft des Fernsehens vorweg. Heute schaffen es Fortsetzungsserien wie The Wire, In Treatment und Breaking Bad komplexe Geschichten zu erzählen und Figuren in einer Dichte zu durchleuchten, wie das höchstens aus Romanen bekannt ist. Jene aus Twin Peaks war vielen bald so lieb wie eine zweite Familie. Strauss schätzt die "sensationelle Mischung zwischen absolutem Wahnsinn, großartigen Schauspielern und völlig durchgeknallten Geschichten". Ähnliches begegnete ihr später noch einmal bei Lars von Triers nicht minder verrückten Spitalssaga The Kingdom.

Die DVDs von Twin Peaks stehen bei ihr zu Hause. Zum Schauen fehlt die Zeit. Strauss dreht schon wieder die nächste Serie. In David Schalkos Der Aufschneider spielt sie Josef Haders Ehefrau - mutmaßlich wieder mit Hang zum Schrägen. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 5.5.2009)