Straßburg - Von EU-Seite kamen auch am Mittwoch kaum Reaktionen auf das Massaker in Bilgeköy. Von den österreichischen Spitzenkandidaten zur EU-Wahl reagierte lediglich einer, Ewald Stadler (BZÖ), mit einer Aussendung: Darin hieß es, der Vorfall zeige, "dass die Türkei einfach nicht reif für einen EU-Beitritt" sei. Das Land erfülle "in keinster Weise" europäische Mindeststandards.

Am Rande einer Sitzung der EU-Parlamentarier in Straßburg am Mittwoch warnte SPÖ-Spitzenkandidat Hannes Swoboda auf Nachfrage des Standard: "Der Vorfall in der Türkei sollte nicht dazu benutzt werden, antitürkische Ressentiments zu schüren." Man müsse die gegenwärtigen Beitrittsverhandlungen in Verhandlungen über eine besondere Zusammenarbeit EU/Türkei umlenken.

Für ÖVP-Kandidat Othmar Karas steht "dieser Vorfall nicht im Einklang mit den europäischen Werten. Die Türkei ist derzeit nicht beitrittsbereit, so wie die EU nicht aufnahmefähig ist." Die Gesprächsbasis zwischen Brüssel und Ankara solle dadurch aber nicht beeinflusst werden.

Der Verband der Kurdischen Vereine in Österreich, Feykom, übte schwere Kritik am System der Dorfmilizen und an der türkischen Regierung, die diese "Dorfschützer" gegen die PKK-Guerilla eingesetzt hat. "Das Massaker ist die Folge eines dreißigjährigen schmutzigen Krieges seitens des türkischen Staates", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Solange dieser andauere, werde es weitere Massaker dieser Art geben. Laut Feykom gibt es derzeit rund 70.000 "Dorfschützer" im Dienste des türkischen Staates. (pra, spri/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2009)