Salzburg - Von 7. bis 15. Mai geht die Reihe "Europa der Muttersprachen" zum 15. Mal über die Bühne im Salzburger Literaturhaus - heuer ist die Türkei an der Reihe. Literaturhaus-Chef Tomas Friedmann hat acht türkische Autoren nach Salzburg geholt, die aus ihren neuen Büchern lesen werden. In dieser aktuellen Literatur und in den anschließenden Diskussionen sollen auch türkische Tabu-Themen wie "Armenien" und "Kurden" nicht ausgespart werden, wie Friedmann heute, Mittwoch, bei der Programm-Präsentation dieses kleinen Türkei-Festivals erläuterte.
junge Generation
Orhan Pamuk, der 2006 den Nobelpreis für Literatur bekommen hat, ist der bekannteste Autor der Türkei. "Vor allem in Istanbul gibt es aber eine Vielzahl hervorragender Literaten, die wie Pamuk mit Zensur zu kämpfen haben. Viele, etwa Nazim Hikmat, Yasar Kemal oder Aziz Nesin, verbrachten oder verbringen viele Jahre im Gefängnis", so Friedmann. "Ein türkisches Literaturfestival mit vielen Aspekten und Facetten türkischer Literatur ist daher etwas Besonderes." In Salzburg zu Gast sein werden Autoren wie Zehra Cirak, Selim Özdogen, Yüksel Pazarkaya, Sebnem Isigüzel, Murat Uyukulak oder Nalan Barbarrosoglu, allesamt Vertreter einer relativ jungen Generation türkischer Autoren.
Karikaturen-Schau
Neben den Lesungen gibt es bei diesem Festival die Ausstellung "Die Nase des Sultans". Für die Frankfurter Buchmesse kuratiert und 2008 im Ministerium für Unterricht, Kunst und Kultur in Wien zu sehen, besteht diese Ausstellung aus 46 ausgewählten Karikaturen von 26 türkischen Zeichnern. "Die Karikatur ist der frechste Teil der künstlerischen Gesellschaftskritik und wird in der Türkei von der Zensur deutlich weniger behelligt, als das geschriebene Wort", so Kuratorin Sabine Küper-Büsch, die seit vielen Jahren selbst in Istanbul lebt und als Fernsehjournalisten versucht, die Modernisierung der Türkei zu fördern.
Drei Filme
Durch den Kurdenkrieg veränderte Männer, die Schicksalswege von sechs Menschen sowie ein sogenannter Ehren-Mord sind die Themen von drei türkischen Filmen, die im Literaturhaus jeweils vor den Lesungen angeboten werden. "Es gibt hervorragenden, kritischen und formal meisterhaften Film in der Türkei, so der Veranstalter der türkisch-österreichischen Filmtage, Hans Peter Traunig, der seine interkulturellen Film-Präsentationen heuer mit dem Literaturhaus-Festival zusammengelegt hat. Traunig präsentiert den international prämiertem Spielfilm "Yaza Tura" (Kopf oder Zahl, Übers.) von Ugur Yücel erstmals in Österreich. Dann kommt der in heimischen Kinos erfolgreich gelaufenen "Auf der anderen Seite" von Fatih Akin und schließlich "Mutluluk" (Glück) von Abdulah Oguz nach dem Bestseller-Roman von Zülfü Livaneli. (APA)