Ulrichsberg - Blitze zuckten. Donner hallten durch die Landschaft, übertönten das Rauschen des Regens, um unvermutet wieder den blauen Himmel freizugeben: Es war dies eine Naturouvertüre nach Maß zur Landschaftsoper Ulrichsberg, die Peter Ablinger rund um die Marktgemeinde im Mühlviertel bis Juni (mit Unterstützung von Linz 09) choreografiert und deren "1. Akt" der Komponist beim Kaleidophon-Festival vorstellte. Der "1. Akt" ? Das wäre ein sogenanntes "Arboretum" , eine nach akustischen Kriterien gestaltete Baumpflanzung.

Für Ablinger geht es dabei um den hellen Sound der Birken, den dunklen Klang der Erlen, um lärmende Pappeln wie tönenden Holunder - und um den Nachhaltigkeitscharakter des Projekts: Wird dem Konzert der Bäume doch erst nach 30 Jahren Wachstum in voller Pracht zu lauschen sein.
Auch Musik von Menschenhand gab es natürlich: Peter Evans, famoser Trompeter, kam mit einem Quartett, das mit elektrisierender, dennoch wohlstrukturierter Energie enthusiasmierte. Sollte es Evans gelingen, in Zukunft auch seinen brillantes Klangvokabular auf das Ensemble zu übertragen, könnte der Szene in ihm eine neue Zentralfigur erwachsen.

Seiner historischen Meriten längst gewiss ist Pianist John Tilbury. Der 73-Jährige schuf mit Kevin Nortons Echokammer-Vibrafon wundersam reduzierte, pointillistisch schillernde Soundscapes, in denen allein Joëlle Léandres Kontrabass als stimulierend spröder Kontrapunkt fungierte. Tilburys gemeinsam mit Violinist Darragh Morgan zelebrierte Interpretation von Morton Feldmans Spätwerk For John Cage vermochte hingegen nicht die erhoffte Sogwirkung zu entfalten.

Einer anderen Formation gelang dies: Thierry Simonots Quintett erschuf einen abenteuerlichen Industrial-Surround-Sound - in den sich gegen Ende die elektrischen Webstühle stampfend einklinkten, womit auch die bespielte Fabrikshalle der Leinenweberei Leitner ihren unvergesslichen Soundbeitrag geleistet hatte. (felb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.5.2009)