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Kultobjekt Vespa. Sie prägte die 1950er-Jahre.

Foto: AP Photo/Piaggio Press Office

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John Wayne, Gary Cooper und Audrey Hepburn fuhren Vespa.

Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Angefangen hat alles in den 1920er-Jahren, richtig ab gingen die Roller dann ab den 1950ern.

Der Krupp-Roller von 1919 schaut nicht so aus, wie wir Roller heute kennen. Er trug den Motor am Vorderrad, hatte keine breite Schürze, war nicht einmal eineinhalb Meter lang und erinnert ein wenig an einen Tretroller mit Sattel. Doch dieser so genannte Motorläufer dürfte der erste Motorroller gewesen sein. Ab 1920 baute die deutsche Firma Viktor Klassen weitere Motorläufer. DKW-Zweitaktmotoren verbaute Franz Tautz. DKW selbst baute ab 1921 seinen „Golem". 1923 beendeten die einzelnen Firmen ihre Motorläufer-Produktion.

Der Motorroller, wie wir ihn heute kennen - mit Schürze und Durchstieg -, entstand in Italien: Innocenti baute ab 1947 die Lambretta, Piaggio ab 1948 die Vespa. Piaggio wurde 1884 von Rinaldo Piaggio in Genua gegründet. Heute ist der Sitz des Unternehmens in Pontedera, in der Nähe von Pisa, wo 1916 ein Werk für den Flugzeugbau erbaut wurde, das im Krieg aber vollständig zerstört wurde. Aus dem Bedürfnis heraus um wenig Geld Mobilität bieten zu wollen und angeblich aus Teilen eines Flugzeuges entstand 1946 die erste Vespa - das erklärt die einseitige Aufhängung des Rades.

In den 1950er-Jahren war die Vespa sehr in Mode. Audrey Hepburn fuhr eine, Gary Cooper ebenso wie auch John Wayne. 1956 feierte Piaggio die millionste Vespa.

In Deutschland produzierten in den 1950er-Jahren die Firmen Zündapp, Dürkopp, Heinkel und Maicomobil sehr erfolgreich Roller.

Erst 1950, als Deutschland schon im Rollerboom ist, fällt bei Puch der Entschluss, einen Roller zu bauen. Nach zwei Jahren Entwicklung ist es am 3. April 1952, bei der Frühjahrsmesse in Wien, endlich so weit, und der erste Puch-Roller wird vorgestellt. Die Nachfrage ist gleich so groß, dass für die Kunden lange Wartezeiten bis zur Auslieferung entstehen. Der letzte Roller, der von Puch produziert wird, ist der Lido. 1987 übernimmt der Vespa-Hersteller Piaggio den Mofa-Hersteller Puch.

In Wien, bei den Lohner-Werken, denkt man schon 1949 über einen eigenen Roller nach. Der erste wird der L98 sein, wobei das L für Lohner steht und 98 den Hubraum in Kubikzentimetern angibt. Der L98 wird wegen seines Buckels bald "Kamel" genannt, hat einen Rotax-Motor und ein Zwei-Gang-Getriebe. Er erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 55 km/h. Insgesamt baut Lohner neun Modelle mit Motoren von 50 bis 200 Kubikzentimetern, darunter den L200, den man heute noch als "Krokodil" kennt, oder den sehr erfolgreichen L125, der als Antwort auf den Puch-Roller galt.

Ein weiterer österreichischer Roller, den man heute noch kennt, ist die Ponny II von KTM. Die "Ponnetten" wurde von 1963 bis 1967 in Blau-Weiß, von 1968 bis 1974 in Silber und von 1975 bis 1979 in Kobaltblau ausgeliefert. Sie hatte einen 50 Kubikzentimeter großen Zweitaktmotor von Sachs, der 1,8 oder 4,3 PS leistete, und eine Drei- oder Vier-Gang-Fußschaltung. Restaurierungsbedürftige Ponnys bekommt man heute noch um ein paar hundert Euro.

Sonst ist heute die Rollerproduktion nach Fernost gewandert - nur in Italien gibt es mit Piaggio, Gilera, Italjet und Aprilia noch recht viele Hersteller, Peugeot und MBK produzieren in Frankreich, Derbi, das inzwischen zu Piaggio gehört, in Spanien. (Guido Gluschitsch)