Wien - Kurzarbeit in der Autoindustrie und Produktionsstopps in Papierfabriken machen den heimischen Müllentsorgern schwer zu schaffen. Das Wertstoffgeschäft liegt brach, die Preise für Altpapier, Schrott, Stahl und Kunststoff sind in den vergangenen Monaten um bis zu 90 Prozent gefallen. Der Abfallentsorger AVE, eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Energie AG Oberösterreich (EAG), trotzt der Wirtschaftskrise und dem Verfall der Wertstoffpreise und schreibt in Osteuropa schwarze Zahlen.

In CEE erwirtschaftet die AVE ihre Umsätze hauptsächlich über Partnerschaften mit Kommunen und Abfallverbänden und nicht über Gewerbe- und Industriekunden, erklärte gestern, Mittwochabend, AVE-Geschäftsführer Helmut Burger vor Journalisten. "Der Hausmüll ist aufgrund der Krise ja nicht weniger geworden", gab Burger zu bedenken. Deshalb sei das Unternehmen von der derzeit schwierigen Lage der Müllentsorger auch kaum betroffen. In Österreich sei die AVE, die für "Abfall, Verwertung, Entsorgung" steht, nicht so von Wertstoffen abhängig wie andere Entsorger. Schwankungen würden einfach durch das kommunale Geschäft abgefedert werden.

Die in neun Ländern und an über 150 Standorten tätige AVE-Gruppe ist nach eigenen Angaben in Österreich und Ungarn Marktführer. "In Tschechien sind wir unter den Top 3, in der Slowakei die Nummer 4", sagte Burger. Neben Österreich sind diese drei Länder die Kernmärkte der AVE. Bereits 33 Prozent des Umsatzes und 34 Prozent des Betriebsergebnis (EBIT) fallen auf Ungarn, Tschechien und die Slowakei.

Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2007/2008 hat die AVE-Gruppe mit rund 5.200 Mitarbeitern einen konsolidierten Umsatz von 336 Mio. Euro und ein EBIT von 21 Mio. Euro erzielt. Heuer möchte die AVE in ihren drei osteuropäischen Kernmärkten sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis zulegen. Die Prognose für den österreichischen Markt ist zurückhaltend: "Da müssen wir erst einmal abwarten, wie es der Industrie geht." Zum ersten Halbjahr 2008/2009, das per Ende März abgeschlossen wurde, wollte Burger nichts sagen. Nur so viel: "In Tschechien, Ungarn und der Slowakei sind wir über dem Plan und das wird auch in der zweiten Hälfte so stabil bleiben."

Während sich das Unternehmen in Ungarn, Tschechien und der Slowakei gut aufgestellt und österreichische Standards eingeführt hat, führt die AVE in Rumänien, Moldawien und der Ukraine erst die im Westen üblichen Mülltonnen und eine effiziente Mülltrennung ein. "Unser Ziel ist es, die gesamte Servicepalette aus Österreich auch in den neuen Ländern anzubieten und den Kunden dort ein Verständnis von der österreichischen Abfallwirtschaft zu übermitteln", so der AVE-Chef. In vielen Ländern sei es eben nicht selbstverständlich, dass die Müllabfuhr kommt.

Kein Eintritt in neue Länder

Im Vorjahr ist die Entsorgungstochter der EAG in den Südtiroler Markt eingestiegen, 2007 erfolgte der Markteinstieg in Bayern. Derzeit plant das Unternehmen keinen Eintritt in neue Länder, wie Burger gestern sagte. "Wir möchten das Leistungsspektrum in den bestehenden Märkten erhöhen, den Markt verdichten sowie die Strukturen optimieren", gibt Burger das Ziel für die Zukunft vor. Der umsatzmäßig größte Auslandsmarkt ist mit rund 81 Mio. Euro Tschechien.

Einmal mehr forderte Burger gestern ein rigoroses Vorgehen gegen "Müll-Keiler", die Abfall illegal ins Ausland bringen und damit Umweltbestimmungen unterwandern. Anträge auf Erteilung einer Genehmigung zur grenzüberschreitenden Verbringung von Abfällen (Notifizierung, Anm.) würden viel zu großzügig vergeben werden - hier müsse viel schärfer kontrolliert werden.

Im Jahr 2007 sind durchschnittlich 522 Kilogramm kommunale Abfälle pro Person in der EU-27 produziert worden. Rund 42 Prozent dieser großteils aus Haushaltsabfällen bestehenden Reste wurden deponiert, 20 Prozent verbrannt, 22 Prozent recycelt sowie 17 Prozent kompostiert. Den meisten Müll pro Person gab es mit 801 Kilogramm in Dänemark, den wenigsten mit 294 Kilogramm in der Tschechischen Republik. In Österreich fiel 2007 pro Person 597 Kilogramm Müll an. (APA)