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An den neuen Schlüsselfiguren lässt sich leicht ablesen, wer künftig den Ton angibt. In einem neuen Top-Führungszirkel der UniCredit ist BA-Chef Erich Hampel (im Bild) nicht vertreten.

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Wien - Ausgerechnet in den ohnehin schon heiklen Verhandlungen über österreichische Staatshilfe für die Bank Austria zieht deren Mutter UniCredit weitere Kompetenzen nach Italien ab. Konkret wird dort ein Divisionalisierungsprogramm für Osteuropa eingerichtet, um Erträge, Kosten und Risken zu optimieren. Eine entsprechende Information des Finanzkonzerns an die Führungskräfte der Gruppe liegt dem Standard vor.

Abgerundet wird diese organisatorische Änderung durch einen Personalwechsel. Federico Ghizzoni wird für das Unterfangen zuständig sein und rückt in das Top-Führungsgremium der UniCredit auf. Er ist paradoxerweise in der Bank Austria Generaldirektor Erich Hampel unterstellt. Hampel wird nicht im engsten Kreis um Konzernchef Alessandro Profumo vertreten sein, an den Ghizzoni direkt berichtet. Die Bank Austria verteidigt die Strukturänderung und spricht von höheren Synergien. Das Institut bleibe die für Osteuropa zuständige Subholding, erklärte ein Sprecher.

Wegen des Eingriffs in die Wiener Zuständigkeiten wird nun hinter den Kulissen um Auflagen für die von der Bank Austria angesuchten Staatshilfen gerungen. Im Gegenzug sollen die Italiener die Verantwortung der Österreich-Tochter neu festschreiben. Zudem drängt die Regierung auf einen größeren Beitrag der Italiener zur Stärkung der Bank.

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Erst verschwand die Creditanstalt aus dem Namen, dann prangte das UniCredit-Logo auf den Filialen, und nun greift die neue Organisationsstruktur des Mailänder Finanzkonzerns tief in die Osteuropa-Kompetenz der Bank Austria ein. Wie aus einer internen Führungskräfteinformation der UniCredit hervorgeht, wird Central and Eastern Europe (CEE) künftig de facto von Italien aus gesteuert.
Das "CEE Divisionalization Programm" ist laut dem Memo, das dem Standard vorliegt, für "Einkünfte, Kosten und Risken" zuständig - umfasst also die Kernbereiche des Bankgeschäfts. Auch an den neuen Schlüsselfiguren lässt sich leicht ablesen, wer künftig den Ton angibt. In einem neuen Top-Führungszirkel der UniCredit ist BA-Chef Erich Hampel nicht vertreten. Sehr wohl steigt Federico Ghizzoni in seiner Funktion als Leiter des "CEE Divisionalisation Programm" in das sogenannte Executive Management Committee (EMC) auf, das von Bankchef Alessandro Profumo geleitet wird.

Synergien angepeilt

Ghizzoni berichtet direkt an seinen Chef und ist somit Hampel, der paradoxerweise in der Bank Austria sein Chef ist, vorgesetzt. Hintergrund des Unterfangens ist die Anpassung des CEE-Geschäfts an die neue Struktur des Konzerns mit seiner Aufteilung auf Retail, Kommerz- und Investmentbanking sowie Global Banking Services.
In der Bank Austria wird die Reorganisation heruntergespielt. Sprecher Martin Halama erklärte, die Bank Austria sei und bleibe die für Osteuropa zuständige Subholding. Die Divisionalisierung sei bereits in den Kernländern Italien, Deutschland und Österreich umgesetzt und werde nun zur Hebung von Synergien auf Osteuropa ausgeweitet, sagte der Sprecher.
In der Branche wird das anders gesehen. "Die Bank Austria mutiert zu einer reinen Vermarktungsplattform für die global aufgestellten Produkte", ist da zu hören. Auch in der Politik werden die Mailänder Aktivitäten mit Argwohn verfolgt. Wenn die Bank Austria schon Staatskapital in Anspruch nehmen wolle, könne sie nicht von UniCredit abgeräumt werden, heißt es. Deshalb soll - wie berichtet - der Bank-der-Regionen-Vertrag, der 2012 ausläuft, entsprechend erneuert und erweitert werden.

Absicherung der Eigenständigkeit

Dabei soll die Eigenständigkeit besser abgesichert werden, die Einhaltung des Vertrags vom Finanzministerium geprüft werden. Zudem werden Pläne ventiliert, nach denen die Staatshilfe mit der Entsendung eines Aufsichtsrats in der UniCredit durch das österreichische Finanzressort junktimiert werden soll.
Allerdings werden derartige Vorhaben selbst in hohen SP-Kreisen als nicht realistisch zurückgewiesen. Vielmehr werde in den Verhandlungen um Partizipationskapital darauf geachtet, dass auch UniCredit einen entsprechenden Beitrag leistet. Diese Auffassung wurde am Dienstag vom Chef der "Banken-Staatsholding" Fimbag, Klaus Liebscher, bekräftigt. Er sprach sich dafür aus, dass die Italiener die Hälfte der Eigenkapitalzufuhr übernehmen, die anderen 50 Prozent könnte die Republik beisteuern. Dem Vernehmen nach will sich UniCredit mit einem Viertelanteil begnügen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 8.5.2009)