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Christian Stögmüller neigt zu drastischen Bildern. "In den ORF muss mit der Axt hineingegangen werden", rät der Chef des Privatsenderverbands. Bisherige Sparpläne des ORF belächelt er bei 886 Millionen Euro ORF-Umsatz.

Die Privaten sehen keinen Grund für den Bund, dem ORF Gebührenbefreiungen abzugelten. Erst müsste der ORF ernsthaft an Strukturen sparen. Und Stögmüller findet, die EU müsse prüfen, ob die Abgeltung eine (womöglich verbotene) neue Staatsbeihilfe ist.

Ein werbefreier ORF ist ihr Ziel, die Etappe lautet werbefreier ORF-Hauptabend (kursiert auch in der ÖVP). Einem ORF ganz ohne Werbung gönnten die Privaten jenes Drittel der Rundfunkgebühren, das heute an Bund und Länder geht. 

Sie wären sogar bereit, "ihr Schärflein beizutragen", sagt Stögmüller. Oder sagte er "Schäuflein"? In Spanien sollen die Privatsender drei Prozent der Umsätze plus Frequenzgebühren dem dann werbefreien Staatssender spenden. 

ORF On soll sofort auf Werbung verzichten, verweist Gerald Grünberger auf das deutsche Beispiel. Der Geschäftsführer des Zeitungsverbands will zudem enge Grenzen für ORF.at - keine Partner- Job- oder Tauschbörsen, keine Chats ohne Sendungsbezug, keine Wetten, Spiele, Musik-Downloads.

Der ORF arbeitet an seiner Werbefreiheit: Von Jänner bis März verfehlte er den geplanten Werbeumsatz um 6,4 Millionen Euro, Konzernergebnis im Quartal: minus 17 Millionen. Nicht zufällig veröffentlichte der ORF die Zahlen Donnerstag, als der Betriebsrat Wrabetz‘ Sparpläne wälzte. Nicht zufällig verspricht ORF-Chef Alexander Wrabetz da, den "vom Stiftungsrat vorgegebenen Sanierungspfad" zum ausgeglichenen Ergebnis 2010 zu halten: Derlei lobte Medienstaatssekretär Josef Ostermayer gerade, woraus mancher auf Wrabetz' Verbleib schloss.

Indes dringen Signale aus dem Kanzleramt, Werner Faymann könnte sich nun RTL-Boss Gerhard Zeiler gut als ORF-Chef vorstellen. Der müsste freilich noch Ja sagen.  (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2009)