Papst Pius XII. soll Ende 1943 bei Adolf Hitler zugunsten verfolgter Juden interveniert haben. Den Verlauf dieses kaum bekannten Vorstoßes schilderte der Vatikandiplomat Kardinal Giovanni Lajolo in einem Grußwort, das er jetzt der katholischen Nachrichtenagentur KNA zur Verfügung stellte.

Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr: Wenige Tage vor der Reise des Papstes nach Israel soll die Entlastungsoffensive dazu beitragen, eines der kontroversen Themen zwischen Vatikan und Judentum zu entschärfen. Lajolo zitiert aus einem Dokument des ehemaligen Nuntius in Berlin, Erzbischof Cesare Orsenigo, der den Vatikan von 1930 bis 1946 dort vertreten hatte: "Im Auftrag des Papstes bin ich vor einigen Tagen nach Berchtesgaden geflogen. Ich wurde von Hitler empfangen, aber sobald ich das Thema Juden und Judentum, Milde und Menschlichkeit der Behandlung angeschnitten hatte, drehte sich Hitler um, ging ans Fenster und trommelte mit den Fingern gegen die Scheibe. Dann drehte sich Hitler plötzlich um, nahm ein Wasserglas vom Tisch und schleuderte es wütend zu Boden. Mit dieser Geste durfte ich meine Mission als beendet und leider auch als abgelehnt betrachten."

Laut Lajolo war bereits 1939 ein anderer Vorschlag des Papstes erfolglos geblieben, den er Hitler durch Erzbischof Orsenigo überbringen ließ. Darin hatte Pius XII. zur Vermeidung des drohenden Krieges eine Fünf-Mächte-Konferenz vorgeschlagen. (Gerhard Mumelter aus Rom, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. Mai 2009)