Tiflis - Einen Tag nach den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Regierungsgegnern und Polizei in Georgien haben erneut mehrere tausend Menschen gegen Präsident Micheil Saakaschwili protestiert. In einer friedlichen Demonstration vor dem Parlament forderten sie Saakaschwili am Donnerstag zum Rücktritt auf. Oppositionsführer Gubas Sanikidse kündigte eine Verschärfung der Proteste und eine Großkundgebung für Samstag an. Bei den Zusammenstößen am Vorabend waren mindestens 29 Menschen verletzt worden.

Beide Seiten gaben sich gegenseitig die Schuld am Ausbruch der Gewalt in der Hauptstadt Tiflis. Laut Innenministerium schlug die Polizei mit Knüppeln Demonstranten zurück, die über einen Zaun des Polizeihauptquartiers klettern wollten. Sie hatten dort die Freilassung von drei festgenommenen Oppositionsanhängern gefordert. Die Männer kamen auf Bitten eines Kirchenvertreters am Donnerstag wieder frei.

Gummigeschoße

Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Randale und die Verletzung eines Fernsehreporters vor. Die Vorwürfe stünden auch nach ihrer Freilassung noch im Raum, hieß es am Donnerstag.

Das Innenministerium erklärte, 22 Demonstranten, sechs Polizisten und ein Journalist seien bei den Zusammenstößen verletzt worden. Anhänger der Opposition sprachen von Dutzenden Verletzten, und nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax wurden mindestens 32 Menschen ins Krankenhaus gebracht. Mehrere Oppositionsführer erklärten, die Polizei habe Gummigeschosse eingesetzt. Ein Sprecher des Innenministeriums wies dies zurück.

Die Unruhen überschatteten auch ein EU-Gipfeltreffen in Prag zur Gründung einer Östlichen Partnerschaft mit sechs ehemaligen Sowjetrepubliken. (APA/AP)