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Gordon Brown leidet unter katastrophalen Umfragewerten.

Foto: Getty Images/Peter Macdiarmid

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Dem Labour-Chef wird nachgesagt, Mitarbeiter mit Büroutensilien zu bewerfen.

Foto: Reuters/Pascal Lauener

Selten war ein britischer Premierminister so unpopulär wie Gordon Brown. Nach zwölf Jahren an der Macht hat die sozialdemokratische Labour Party viel von ihrer Glaubwürdigkeit eingebüßt, seit Jänner 2008 lag sie in keiner Umfrage vor den konservativen Tories, und Wirtschaftskrise, Polizeiskandale und Berichte über mit Steuergeldern bezahlte Toilettensitze in den Privatwohnungen von Labour-Abgeordneten zehren an den Nerven des Premiers.

Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg geht dem Nachfolger Tony Blairs immer öfter das Temperament durch: er soll Mitarbeiter mit Büroutensilien bewerfen, ein Neuzugang in Browns Presseteam wurde vor "fliegenden Nokias" gewarnt, und einmal habe der Premier sogar in einem Wutanfall einen Laserdrucker zu Boden geworfen.

Das "News-Sandwich"

Um Browns Zorn zu entkommen, soll einer seiner Mitarbeiter laut Bloomberg das sogenannte "News-Sandwich" erfunden haben: Man präsentiert dem Chef zuerst einen Medienbericht, in dem er verhältnismäßig gut davonkommt, dann die schlechte Nachricht und zum Abschluss wieder etwas Positives.

Ein Sprecher der Regierungchefs wollte gegenüber dem Guardian die Vorwürfe nicht bestätigen, aber auch nicht dementieren. Im britischen Parlament würde Brown am Mittwoch  direkt mit den Anschuldigungen konfrontiert: der Tory-Abgeordnete Stephen Crabb fragte ihn, was er gegen Mobbing am Arbeitsplatz zu unternehmen gedenke. Ihm sei nämlich zu Ohren gekommen, so Crabb, dass "eine Führungskraft in Whitehall (das Londoner Regierungsviertel, Anm) Handys und Drucker um sich werfe und die Telefonvermittlung beschimpfe".

Quelle: YouTube

"Wenn jemand am Boden liegt, kann man ihn leicht treten" meinte der Londoner Politikwissenschafter George Jones gegenüber der "New York Times", und der bekannt schlechte Redner Brown sei ein leichtes Opfer:"Sie wissen, dass er nicht besonders leichtfüßig, sondern mürrisch und schwerfällig ist, und haben ihre Fragen vorher abgestimmt, um ihn zu blamieren und zu erniedrigen."

Das Gelächter im Sitzungssaal wurde immer lauter, und am Ende der Fragestunde war Brown nicht mehr bereit, Antworten zu geben: er beklagte nur noch, dass es keinen "mitfühlenden Konservativismus" mehr gebe. "Das hätte im Bunker sicher gut geklungen", spottete darauf Oppositionsführer David Cameron in einer Anspielung auf die oft persiflierte Szene des Hitler-Spielfilms "Der Untergang".

Spott und Mitleid

Obwohl der Spott überwiegt, zeigen einige britische Kolumnisten mittlerweile Mitleid mit dem Regierungschef: "Leute, die so müde wie Gordon Brown sind, liegen normalerweise im Spital" schrieb Simon Carr am Donnerstag im "Independent". Sein Kollege Steve Richards legte tags darauf nach, dass mittlerweile dem Premier, falls es ihm gelänge, den Nahostkonflikt und die Weltwirtschaftskrise alleine zu lösen, wahrscheinlich vorgeworfen würde, er versuche, zu viele Dinge gleichzeitig zu erledigen. (bed/derStandard.at, 8.5.2009)