In wirtschaftlich schwierigen Zeiten nützen immer mehr Mobiltelefonierer Prepaid-SIM-Karten. Der harte Wettbewerb am Mobilfunkmarkt macht günstige Gesprächstarife auch ohne monatliche Grundgebühr möglich. Konsumenten meiden daher vertragliche Bindungen, um unnötige Mehrkosten einzusparen. In den Vereinigten Staaten und in Deutschland zieht dies ein solides Wachstum des Prepaid-Marktsegments nach sich. Die Etablierung vollautomatischer E-Loadingsysteme hat zudem zur günstigen Marktentwicklung beigetragen.
"Am 31.12.2008 waren in Deutschland 60,68 Mio. Prepaid-Karten im Umlauf. Allein in den letzten zwölf Monaten kamen in diesem Marktsegment mehr als sieben Millionen Teilnehmer hinzu", sagt Torsten Gerpott, Professor für Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg, im Gespräch mit pressetext. Von einer deutlichen Verschiebung der Marktanteile könne bei näherer Betrachtung jedoch nicht gesprochen werden, da im Vergleichszeitraum auch ein Mehr von rund drei Mio. Vertragskunden registriert werden konnte. Massenvertriebskanäle über Discounter sowie die geringeren Betriebskosten seien für die vermehrte Nutzung von Prepaid-Angeboten verantwortlich. So verzeichnet das Unternehmen Transact, ein Spezialist für elektronische Zahlungssysteme, über sein E-Loadingsystem mittlerweile über sechs Mio. Ladevorgänge pro Monat.
E-Plus zählt indes zu Deutschlands erfolgreichsten Prepaid-Anbietern. Wachstumsstatistiken sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Erst zwei der vier dominanten Mobilfunkanbieter in Deutschland haben offizielle Zahlen für das erste Quartal 2009 veröffentlicht. "Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern konnte seit April 2008 deutlich mehr als zwei Mio. Neukunden im Prepaid-Bereich hinzugewinnen. Quartalsbezogen ist daher von einem soliden Wachstum von fünf bis sechs Prozent auszugehen", meint Gerpott. Der Gesamtumsatz des Unternehmens ist im ersten Quartal 2009 trotz des schwierigen Marktumfelds um vier Prozent auf 734 Mio. Euro gestiegen.
Auch US-Anbieter wie MetroPCS und Leap Wireless feiern gleichermaßen wirtschaftliche Erfolge. MetroPCS freute sich zu Jahresbeginn über 51 Prozent mehr Neukunden im Vergleich zum Vorjahresquartal. Insgesamt kamen in den letzten zwölf Monaten 684.000 Teilnehmer hinzu. Auch Leap Wireless konnte über 493.000 Neukunden verzeichnen. Telekommunikationsgiganten wie AT&T und Verizon Wireless geraten unter Druck und reagieren ihrerseits mit einer aggressiven Vermarktung der eigenen Prepaid-Services.
Etablierte Mobilfunkunternehmen kommen vor dem Hintergrund einer extrem hohen Marktdurchdringung in Nordamerika und Europa nicht um den Prepaid-Markt herum, so Gerpott weiter. Wertkartenmobiltelefone wurden bisher vorwiegend von Jugendlichen, Pensionisten und Wenigtelefonierern benutzt. Durch stets günstiger werdende Gesprächstarife sind Prepaid-Karten nun auch für Intensivnutzer interessant geworden. (pte)