"Nereus" auf einem Archivbild

Foto: Robert Elder, Woods Hole Oceanographic Institution

Woods Hole - Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn Ende Mai/Anfang Juni soll das fünf Mio. Dollar teure ferngesteuerte Roboter-U-Boot "Nereus" eine der tiefsten Meeresstellen der Welt bereisen. Damit wäre das Gefährt das erste ferngesteuerte Vehikel, das diese Stelle besucht. Zuvor haben zwei U-Boote - eines mit Besatzung, ein anderes mit Kabeln verbunden - das Challengertief im Marianengraben im Pazifik besucht.

"Bevor wir mit 'Nereus' überstürzt in die Tiefe gehen, werden wir zuerst einmal die große Zehe ins Wasser halten", meint Andy Bowen von der Woods Hole Oceanographic Institution WHOI. Bowen ist auch einer der Designer des Vehikels. Testläufe sollen in 1.000, 4.000 und 8.000 Metern Tiefe erfolgen, ehe man "Nereus" in die Challengertiefe schicken will.

Herausforderungen

Die Herausforderungen sind aufgrund des hohen Drucks massiv. "Bis zu einer Tiefe von 6.500 Metern gibt es besser ausgestattete Tauchboote, aber darunter lässt Nereus die Konkurrenz weit hinter sich", meint Ian Rouse vom National Oceanography Centre in Southampton. Rouse bezeichnet das Projekt als große technische Herausforderung und ist überzeugt davon, dass es auch klappen wird.

Das Roboter-U-Boot

"Nereus" wiegt an Land 2.880 Kilogramm und erreicht eine maximale Geschwindigkeit von drei Knoten. Die Hülle des Roboter-U-Boots besteht aus Keramik. Insgesamt zwei verschiedene Anwendungsmöglichkeiten - eine mit Fernsteuerung sowie eine programmiert-autonome - sind je nach Bedarf möglich. Bei der autonomen Anwendung fährt das U-Boot vorprogrammierte Strecken und kann so großräumige Meeresbodenvermessungen durchführen.

"Das Vehikel verfügt über genügend Intelligenz und Batterien, um Areale mit Besonderheiten aufzuspüren. Es verfügt über chemische Sensoren, Sonarsysteme und digitale Kameras", erklärt Bowen. Nach Beendigung der Mission kehrt das U-Boot automatisch wieder zum Mutterschiff zurück. Innerhalb von zwölf Stunden kann es dann umgebaut werden, mit einem mechanischen Arm versehen und mit Hilfe eines 40 Kilometer langen Glasfaserkabels vom Mutterschiff aus gesteuert werden.

Hintergrund

Die Challengertiefe im Marianengraben, nahe der Insel Guam im westlichen Pazifik gelegen, gehört zu den tiefsten Meeresstellen der Erde. 1960 gelang es Jacques Piccard und Don Walsh mit dem U-Boot "Tieste" diese Stelle zu besuchen. Knapp 35 Jahre später erreichte das mit Kabeln ferngesteuerte japanische U-Boot Kaiko diese Stelle und konnte Sedimentproben mitbringen und mehrere Fotos schießen. Die Kaiko ging übrigens 2003 bei einem Tauchversuch verloren, da das Verbindungskabel gekappt wurde. (pte/red)