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Der 67-jährige Jacob Zuma legte am Samstag als vierter Staatschef seit dem Ende der Apartheid den Amtseid ab.

Foto: EPA/LUDBROOK

Pretoria - Als vierter Präsident Südafrikas nach dem Ende der Apartheid ist am Samstag Jacob Zuma vereidigt worden. Unter dem Jubel Zehntausender Anhänger legte der 67-Jährige am Samstag in Pretoria den Amtseid ab. Der Parteichef des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) hat einen Wandel im Land angekündigt und versprochen, umgehend gegen die Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise vorzugehen.

Zuma ist Nachfolger von Kgalema Motlanthe, der das Amt nach dem Rücktritt des früheren ANC-Chefs Thabo Mbeki im September übergangsweise übernahm. Anhänger feiern Zuma als erste charismatische Führungspersönlichkeit seit dem früheren Präsidenten Nelson Mandela. Kritiker hingegen sehen in Zuma einen Populisten, der über die Jahre auch in mehrere Sex- und Korruptionsskandale verwickelt war.

Kniefall

Als Zeichen des Respekts kniete Zuma bei der Zeremonie am Samstag vor Mandela nieder. Begleitet wurde er von seiner Frau Sizakele Khumalo. Bei der Vereidigung waren auch die beiden weiteren Frauen Zumas anwesend. Er trat 1959 in den ANC ein. Als er einige Jahre später das Land verlassen wollte, wurde er festgenommen und verbrachte zehn Jahre auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island, wo auch Mandela inhaftiert war. 1975 ging er ins Exil, 1990 gehörte er zu den ersten ANC-Politikern, die wieder nach Südafrika zurückkehren durften.

Er übernimmt die Verantwortung in einem Land, in dem mindestens ein Viertel der arbeitsfähigen Bevölkerung keine Arbeit hat und in dem jeden Tag rund 1.000 Menschen an den Folgen der Immunschwächekrankheit Aids sterben. Es zeigt seine politischen Fähigkeiten, dass die große Mehrheit der Menschen es ihm und seinem seit dem Ende der Apartheid 1994 regierenden ANC zutraut, die Dinge wieder zum Besseren zu wenden.

Dem 67-Jährigen sind aber enge Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, die Versprechen auch umzusetzen. Dies gilt besonders mit Blick auf die Bevölkerungsmehrheit der Schwarzen, von denen viele immer noch in Armut leben. Das Leben dieser Menschen zu verbessern verspricht der ANC seit vielen Jahren. Nach dem Ende der Apartheid schätzte der ANC, dass drei Millionen neue Wohnungen gebraucht würden, um die Menschen aus ihren Elendssiedlungen herauszubringen. Trotz eines Baubooms fehlen aber schätzungsweise immer noch mehr als zwei Millionen Wohnungen.

Wahlversprechen

Der ANC-Chef hat deshalb auch im Wahlkampf versprochen, dass nun zügig Häuser, Kliniken und Schulen gebaut würden und für Strom und fließendes Wasser gesorgt werde. Aber er wies auch gleich auf die Probleme hin. Im letzten Quartal 2008 schrumpfte die südafrikanische Wirtschaft um 1,8 Prozent. Und im Zuge der weltweiten Wirtschaftskrise wird ein weiterer Rückgang erwartet. Im Westen ist die Nachfrage nach den in Südafrika gebauten Autos und nach Edelmetallen wie Gold und Platin stark gesunken. Mehr als 200.000 Arbeitsplätze gingen Ende 2008 und 2009 verloren.

Einer der wichtigsten Männer im neuen Kabinett dürfte der angesehene Finanzminister Trevor Manuel werden. Er soll hier Beständigkeit sorgen. Einen Kurswechsel gab es schon in der Gesundheitspolitik, wie Salim S. Abdool Karim sagt, der Direktor des Zentrum zur Aids-Forschung. Die vorherige Gesundheitsministerin Manto Tshabalala-Msimang und Präsident Thabo Mbeki hatten das Ausmaß der Aids-Krise heruntergespielt und infrage gestellt, dass es einen Zusammenhang zwischen HIV und Aids gibt. Unter Nachfolgerin Barbara Hogan habe die Regierung wieder begonnen, Wissenschaft und Forschung ernst zunehmen, sagt Karim.

Wenig Außenpolitik

Aber auch Zuma sorgte beim Thema Aids bereits für einen Skandal: So erklärte er 2006 in einem Prozess wegen Vergewaltigung (in dem er freigesprochen wurde), dass er glaube, sich vor Aids schützen zu können, wenn er nach dem Geschlechtsverkehr dusche.

Angesichts der zahlenreichen innenpolitischen Probleme bleibt Zuma wohl wenig Zeit für die Außenpolitik, ignorieren wird er die Probleme an den Grenzen seines Landes aber nicht können. So sind Tausende Menschen aus Simbabwe vor dem wirtschaftlichen und politischen Chaos in ihrem Land nach Südafrika geflohen. Zuma hat zwar die "stille Diplomatie" von Mbeki gegen dem simbabwischen Machthaber Robert Mugabe kritisiert, seit der Bildung einer Einheitsregierung in Simbabwe ist sein Ton aber versöhnlicher geworden. (APA/AP)