Paris - Der größte französische Privatsender TF1 hat einen führenden Mitarbeiter entlassen, weil dieser in einer Mail an einen Regierungsabgeordneten ein Gesetz gegen Internetpiraten kritisiert hat. Die Mail war beim Kulturministerium gelandet und von dort umgehend zur juristischen Abteilung von TF1 weitergeleitet worden. Nach einem Dementi der Kulturministerin Christine Albanel brachte die Zeitung "Liberation" am Samstag ein Zitat aus dem Kündigungsschreiben, das den Vorwurf belegt.

"Dieses Schreiben erreichte uns über das Kabinett des Kulturministeriums, das es am selben Tag an die Gesellschaft TF1 geschickt hat", heißt es in dem Kündigungsschreiben an Jerome Bourreau-Guggenheim. TF1 gehört dem Bauunternehmer Martin Bouygues, der Trauzeuge von Präsident Nicolas Sarkozy und Pate eines Sarkozy-Sohnes ist. Die Gewerkschaft CFDT sprach deswegen von einer "inzestuösen Beziehung der Regierung mit dem Bouygues-Sender".

TF1 begründet Bourreau-Guggenheims Entlassung damit, dass der Verantwortliche des Bereichs Internetinnovation eine völlig andere Haltung zu dem Gesetz habe als der Sender selbst. Albanel erklärte, sie habe niemandes Kopf verlangt. Der "Liberation" zufolge hat die Ministerin eine interne Untersuchung eingeleitet um herauszufinden, wer die Mail an wen weitergeleitet hat. (APA/dpa)