Teheran - Im Iran hat am Sonntag ein neuer Prozess gegen die wegen angeblicher Spionage zu acht Jahren Haft verurteilte US-Reporterin Roxana Saberi begonnen - zwei Tage vor dem erwarteten Termin. Die staatliche Agentur Irna berichtete, das Berufungsverfahren sei nicht öffentlich, zugelassen seien nur Geheimdienstmitarbeiter, die Staatsanwälte und die Verteidigung. Saberi erschien vor einem Panel von drei Richtern, auch ein Vertreter der iranischen Rechtsanwaltsvereinigung war anwesend.

Die 32 Jahre alte US-iranische Journalistin war im April in Teheran wegen Spionage für die USA verurteilt worden. Sie sitzt seit Jänner in Haft. Erst kürzlich hatte sie einen zweiwöchigen Hungerstreik beendet. US-Präsident Barack Obama hatte die Spionage-Vorwürfe gegen Saberi als unbegründet zurückgewiesen.

Saberis Anwalt Abdolsamad Khoramshahi hat 15 Seiten an Dokumenten eingereicht, um die Berufung zu untermauern. Er hatte am Samstag erklärt, er hoffe auf einen Freispruch und sei optimistisch. Am Sonntag war unklar, wann ein Urteil fallen wird.

Die Journalistin, die unter anderem für den US-amerikanischen Sender NPR arbeitet, hat die doppelte Staatsbürgerschaft und hielt sich zu Recherchezwecken im Iran auf. Zunächst war ihr vorgeworfen worden, sie habe versucht, eine Flasche Wein zu kaufen. Das ist in dem streng islamischen Land verboten. Dann hieß es, sie habe im Iran ohne gültige Akkreditierung gearbeitet. Im iranischen Recht wird eine doppelte Staatsbürgerschaft zwar toleriert, aber nicht offiziell anerkannt. Entscheidend im Iran ist die Nationalität des Vaters, der in Saberis Fall Iraner ist. Teheran hat sich daher US-Kritik an dem Verfahren verbeten und betont, die Journalistin sei Iranerin. (red, dpa, AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2009)