Wien/Washington - Ein vor fünf Jahren aufgenommenes Video, das die brutale Folterung eines afghanischen Geschäftsmannes zeigt, belastet derzeit massiv die Außenbeziehungen der Vereinigten ArabischenEmirate. Auf dem Video, das inzwischen vom US-Fernsehsender ABCausgestrahlt wurde und ein Renner auf YouTube ist, ist angeblich zu sehen, wie Scheich Issa bin Zayed al Nahyan einen afghanischen Geschäftspartner, der ihn angeblich betrogen hatte, misshandelt. Zuerst feuert er mit einem Gewehr neben das Opfer, verprügelt ihn mit einer Holzlatte, steckt ihm einen Gegenstand in den Anus, ehe er ihn mit einem Jeep überfährt.

Der Fall ist so heikel, weil der mutmaßliche Folterer der Sohn des Präsidenten der VAE und Bruder des Kronprinzen von AbuDhabi ist. AbuDhabi ist das größte der sieben Emirate.

Nuklearabkommen ausgesetzt

Das Band ist zunächst in einem Prozess in Texas aufgetaucht. Ein ehemaliger Berater von Scheich Issa, der US-Geschäftsmann Bassam Nabulsi, legte es als Beweismittel vor. Nabulsi soll für den Scheich heikles Material, darunter auch das Video, aufbewahrt haben. Als sich die Beziehung zwischen den beiden Männern verschlechterte, wurde Nabulsi nach eigenen Angaben in den Emiraten selbst misshandelt. Nach seiner Rückkehr in die USA reichte Nabulsi in Houston die Klage ein.

Die Wirkung des im April veröffentlichten Videos geht inzwischen weit über den Gerichtssaal hinaus. Nachdem das Band in US-Medien auftauchte, wurde die Ratifizierung eines Nuklear-Abkommens zwischen den USA und den VAE ausgesetzt. Das Abkommen hätte eine stärkere Kooperation auf dem Feld der zivilen Nuklearenergie vorgesehen. Aus Angst, wegen des Deals in Kritik zu geraten, verzögert das Weiße Haus laut CNNnun die Unterschrift. Auch in Großbritannien - dem Halbbruder von Issa gehört der Fußballklub Manchester City - wurden Boykottaufrufe gegen die VAE laut. Dabei haben die Emirate nun reagiert. Wie Sonntag bekannt wurde, ist Issa in Hausarrest genommen worden, gegen ihn läuft eine Untersuchung. Sollte tatsächlich gegen ein Mitglied der royalen Familie vorgegangen werden, wäre das in den autoritär regierten VAE ein ungewöhnlicherSchritt. Human Rights Watch begrüßte die Verhaftung und forderte eine restlose Aufklärung des Falles. (András Szigetvari/DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2009)