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Der liberale Kandidat Mirhossein Mousavi mit Gattin bei einem Treffen mit Professoren an der Universität Teheran. Einige Umfragen sagen dem ehemaligen Premier sogar die Führung bei der Wahl voraus.

Foto: AP/Sarbakhshian

Zur Wahl stellt sich auch erneut der Amtsinhaber Mahmud Ahmadi-Nejad.

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Hausfrauen, Bauern, ehemalige Parlamentarier, arbeitslose Jugendliche - rund 500 Iraner haben sich als Kandidaten für die Präsidentenwahlen registrieren lassen. Der jüngste Bewerber ist 19 Jahre alt, der älteste 75. Doch es besteht kaum Zweifel, dass nur wenige Kandidaten die erforderlichen Kriterien erfüllen und für die Wahl zugelassen werden. Wer kandidieren darf, wird am 22. Mai bekanntgegeben, dann beginnt offiziell der Wahlkampf.

Der derzeitige Präsident, Mahmud Ahmadi-Nejad, ließ sich am Freitag als Kandidat registrieren, einen Tag vor Ablauf der Frist. Bis zuletzt stand infrage, ob er sich für die Wahl am 12. Juni überhaupt wieder bewerben würde. In Teheran behauptete man, dass er sich erst nach Konsultation mit dem Büro des religiösen Führers zu einer Kandidatur entschlossen habe. Er kann mit der Unterstützung eines Teils der Revolutionsgarde und auch ihrer paramilitärischen Jugendorganisation rechnen. Sie haben sich bei den letzten Wahlen vor vier Jahren einheitlich hinter Ahmadi-Nejad gestellt.

Kritik an Ahmadi-Nejad

Neben dem Präsidenten hat das konservative Lager auch Mohsen Rezaie, den ehemaligen Oberbefehlshaber der Revolutionsgarde, ins Rennen geschickt. Er ging bei seiner ersten Pressekonferenz scharf ins Gericht mit dem Präsidenten. Er warf ihm vor, das Land an den Rand einer Katastrophe manövriert zu haben.

Bei den Liberalen kandidiert der ehemalige Parlamentspräsident Mehdi Karrubi neben dem ehemaligen Premier Mirhossein Mousavi. Beide Kandidaten rechnen sich gute Chancen aus, dem Amtsinhaber Paroli zu bieten. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass Karrubi eventuell zugunsten von Mousavi in letzter Minute seine Kandidatur zurückziehen könnte, obwohl Karrubi dies immer wieder verneint hat.

Unterdessen wird Kritik am staatlichen Rundfunk und Fernsehen immer lauter, weil die Medien die Bevölkerung nicht mehr dazu aufrufen, zur Wahl zu gehen - im Gegensatz zu früheren Wahlen. Eine niedrige Wahlbeteiligung werde die Konservativen begünstigen und die Wahlmanipulation erleichtern, meinen die Liberalen.

Um Manipulationen zu verhindern, sollte nach Vorstellung der liberalen Kandidaten ein unabhängiges Wahlkomitee gebildet werden, um den Wahlverlauf zu kontrollieren - was vom religiösen Führer als völlig absurd abgelehnt wurde. Entsprechend einem Vorschlag des Innenministeriums können die Kandidaten in jedesWahllokal einen Beobachter entsenden. Bei 48.000 Wahllokalen ist das den Liberalen aber nicht vollständig möglich.

Trotz aller Zuversicht aufseiten der Konservativen ist eine gewisse Verunsicherung zu bemerken, nachdem Präsident Ahmadi-Nejad vom religiösen Führer wegen einer voreiligen Personalentscheidung gerügt wurde. Die unterschiedlichen Umfragen weichen inzwischen stark voneinander ab. Unabhängige Umfrageinstitute sehen einen Vorsprung Mousavis. Die konservativen Zeitungen schreiben dagegen, Ahmadi-Nejad habe weiterhin gute Chancen, zum zweiten Mal gewählt zu werden. Erfahrungsgemäß sind die Voraussagen über das Wahlverhalten im Iran ohnehin mit Vorsicht zu genießen. (Amir Loghmany aus Teheran/DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2009)