Moskau/Frankfurt - Im Rennen um Opel wagen sich nun erstmals russische Investoren aus der Deckung. Der Autobauer Gaz will sich an einem Bieterkonsortium mit dem österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna beteiligen, wie Gaz am Dienstag mitteilte. Dem Plan zufolge soll die Autofertigung für den russischen Markt künftig von einem Gemeinschaftsunternehmen aus Gaz, Magna und Opel geleistet werden.

Magna könnte gemeinsam mit russischen Investoren etwa 50 Prozent übernehmen, während die taumelnde Opel-Mutter GM (General Motors) in den USA eine Minderheit halte, hieß es in Kreisen weiter. Das Konsortium konkurriert mit Fiat, das mit Opel und dem insolventen US-Konzern Chrysler einen neuen Marktführer in Europa schaffen will. GM-Chef Fritz Henderson strebt eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft von Opel bis spätestens Ende Mai an.

"Gaz freut sich auf die weitere Zusammenarbeit mit Magna und Opel, um die Fertigung von modernen und wettbewerbsfähigen Pkw für den russischen Markt und die ehemaligen Sowjetstaaten zu beginnen", erklärte der Konzern und verwies auf seine gute bisherige Zusammenarbeit mit dem Zulieferer und GM Europe. Neben Gaz wird auch der staatlich kontrollierten Sberbank Interesse an Opel nachgesagt.

Magna warb bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung für sein Konzept. Europa-Chef Siegfried Wolf sei mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) zu Gesprächen zusammengekommen, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei in Düsseldorf, ohne sich zum Inhalt der Gespräche zu äußern.

Trotz der zuletzt massiven Absatzrückgänge erwarten Experten erwarten für Russland künftig hohe Wachstumsraten. Auch die Opel-Beschäftigten sehen Vorteile in einer stärkeren Präsenz in dem Riesenland. "Wir wollen verstärkt in den russischen Markt hinein und nach Asien. Das könnte zusätzlichen Absatz ermöglichen", sagte der Bochumer-Betriebsratschef Rainer Einenkel der "Automobilwoche". Die Gewerkschaften gehören zu den Gegnern eines Fiat-Einstiegs.

Vor ihrem Treffen mit Fiat-Kollegen am Mittwoch in Frankfurt schlugen die Arbeitnehmervertreter aber versöhnliche Töne an. Es dürfe keine Vorfestlegung auf einen bestimmten Investor geben, sagte Opel-Betriebsratschef Klaus Franz nach einem Treffen mit dem deutschen Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Die italienische Gewerkschaft FIOM-CGIL warb für "gemeinsame Visionen". Die Arbeitnehmer dürften nicht zulassen, dass sie gespalten würden. Wie in Deutschland werden auch in Italien bei einem Zusammenschluss Fabrikschließungen befürchtet.

Auch in der Branche wird Skepsis laut. So gibt der Aufsichtsratschef von Opel-Konkurrent VW, Ferdinand Piech, einem Zusammenschluss kaum Chancen. "Zwei Kranke in einem Doppelbett, die ergeben keinen Gesunden. Den Arzt sehe ich nicht", sagte er. Allerdings würde sich Piech über eine erfolgreiche Gesundung kaum freuen: Bei einem Zusammenschluss mit Opel will Fiat dem europäischen Marktführer aus Wolfsburg massiv Konkurrenz machen. (APA/Reuters)