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Der frühere Bäcker und jetzige Inves-tor Heiner Kamps will der Welt mit seiner Imbisskette Nordsee Fisch schmackhaft machen. Die Verluste in Österreich seien bereinigt, sagt er. Ziel sind Standorte am Flughafen und an Bahnhöfen.

Foto: Reuters

Nordsee-Eigner Heiner Kamps angelt nach Übernahmekandidaten. Warum er in das Bäckereigeschäft zurück will und wieso er sich einen Fisch tätowieren lässt, erzählte er Verena Kainrath.

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STANDARD: Wie stark leidet die Lebensmittelbranche unter der Krise?

Kamps: Sie ist noch am wenigsten davon betroffen. Nichtsdestotrotz spürt man, dass Verbraucher preisbewusster einkaufen. Der Diskont wächst, Markenprodukte haben zu kämpfen. Das spüren auch wir.

STANDARD: Sie wollen einen internationales Feinkostkonzern aufbauen. Durchkreuzt der Markt Ihre Pläne?

Kamps: Im Gegenteil. Die Krise fördert die Marktbereinigung, und sie drückt die Kaufpreise. Wir haben im letzten Jahr einen großen Wettbewerber gekauft. Über Synergien konnten wir unser Ergebnis deutlich verbessern, unser Umsatz stieg von knapp 400 Millionen Euro auf 780 Millionen. Wir sind jetzt an einem weiteren attraktiven Übernahmeziel in Deutschland dran.

STANDARD: Ihr Versuch, Österreichs Großbäcker Ankerbrot zu kaufen, ist vor mehr als einem Jahr gescheitert. Ist hier das letzte Wort gesprochen?

Kamps: Aktuell ist Anker für uns kein Thema. Ich beobachte aber genau, was in Österreich passiert, ich kenne Klaus Ostendorf (Anm.: Anker-Eigentümer) ganz gut. Ich habe einen fairen Preis geboten, letztlich war er für ihn nicht attraktiv genug.

STANDARD: Sie haben einmal gesagt, wenn Sie bei einer Fee einen freien Wunsch hätten, dann hätten Sie Ih-re an Barilla verkaufte Backwarenkette Kamps gerne zurück ...

Kamps: Wenn das Thema auf den Markt kommt, bin ich dabei. Barilla wollte im letzten Jahr die Kamps-Shops in Deutschland verkaufen. Ich habe mitgeboten, der Kaufpreis war ihr jedoch zu niedrig.

STANDARD: Warum wollen Sie sich das noch einmal antun? Die Backbranche steht massiv unter Druck.

Kamps: Wenn man es richtig macht, ist es ein riesiger Markt, allein in Deutschland wiegt er fast 15 Milliarden Euro. Wir haben ja auch mit Kamps gut verdient. Dasselbe gilt für Nordsee. Als wir die Kette gekauft haben, da lagen die Ergebnisse im Keller. Nach drei Jahren erzielen wir ein operatives Ergebnis von mehr als zehn Prozent, trotz Finanzkrise. Wir eröffnen jetzt die erste Filiale in Dubai und sind in Spanien gestartet. Wir gehen nach Korea und Kairo. Es gibt neue Läden in Ungarn, Rumänien, Polen und in der Slowakei. Wir bauen die Marke international auf. Das gleiche traue ich mir im Backbereich wieder zu. Natürlich, ich hänge an diesem Thema emotional - wenngleich man niemals was aus emotionalen Gründen kaufen darf.

STANDARD: Haben Sie noch die Tätowierung der Brezel auf dem Arm?

Kamps: Der Fisch kommt noch.

STANDARD: Im Ernst?

Kamps: Klar, ich mache keine Späße damit. Man identifiziert sich ja auch mit einem Unternehmen.

STANDARD: Bei Nordsee haben sich die Verluste 2007 in Österreich noch auf über zehn Mio. Euro summiert, mit hohem negativen Cash Flow.

Kamps: Wir haben hier im Vorjahr 44 Millionen Euro umgesetzt, mehr als geplant, und in der Bilanz einiges umgeswitcht. Der Großhandel wurde verkauft. Nordsee steht jetzt kapitalmäßig gut da, der Ertrag ist stabil, wir machen mittlerweile Gewinne, auch in Österreich.

STANDARD: Sie haben vier der 48 Filialen geschlossen. Man hört, Nordsee tut sich derzeit schwer in Österreich. Touristen als Kunden werden weniger, und die Österreicher sind nicht gerade große Fischliebhaber.

Kamps: Einige Mietverträge liefen aus. Es gibt in der Gastronomie aufgrund der Krise massive Verschiebungen. Die Edelgastronomie verliert, auch das Geschäft mit Business-Kunden wird weniger. Viele, die vorher 25 Euro ausgegeben haben, essen nur noch um zehn - und wechseln zur Nordsee. Wir haben in Österreich acht Millionen Kundenbesuche im Jahr, das blieb stabil. Wir gucken uns jetzt neue Frequenzstandorte an.

STANDARD: Sie versuchen sich auch mit anderen Gastrokonzepten. Gehen sie in Österreich auf?

Kamps: Die Tests mit Campo's sind in Österreich abgeschlossen, negative Dinge behoben, und das Konzept steht. Bekommen wir Standorte, setzen wir es um. Wir führen Campo's jetzt in Deutschland ein. In Österreich würde es gut in einen Flughafen oder Bahnhof passen.

STANDARD: Sie füllen als "Brötchen-Millionär" deutsche Klatschspalten. Stört Sie das, würden Sie lieber mit neuen Deals Schlagzeilen machen?

Kamps: Die Geister, die man gerufen hat, wird man nicht los. Wenn man dann Kinder hat, die andere Interessen haben ..., man weiß ja, wie das ist. Aber ich stehe da seit vielen Jahren nicht mehr drinnen.

STANDARD: Das Interesse Ihrer Kinder, zu übernehmen, was Sie aufgebaut haben, ist gering. Nehmen Sie das sportlich, oder schmerzt es Sie, keinen Nachfolger zu haben?

Kamps: Natürlich hätte ich es gerne gesehen und habe gehofft, dass mein Sohn in meine Fußstapfen steigt. Andererseits, mein Vater hat mich dazu gezwungen, Bäcker zu werden, ich habe das damals nicht gewollt. Das verlange ich von meinen Kindern nicht. Mein Sohn hat sich anders entschieden - das ist damit auch meine Entscheidung. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2009)