Berlin/Rom - Uli Hoeneß, der Manager des FC Bayern München, gefällt sich schon seit Jahren in der Rolle des Mahners. Die Konkurrenz, vornehmlich in England und Spanien, zerstöre durch wahnwitzige Ablösen und Gehälter den europäischen Fußball. In Deutschland sind aber vor allem die Bayern für, nun ja, bemerkenswerte Ablösen verantwortlich. 2007 wurden etwa in Franck Ribéry und Luca Toni gut 35 Millionen Euro investiert.

Mittlerweile würde Hoeneß nicht mehr so viel für Spieler bezahlen. "Warum soll ich einen Spieler für 50 Millionen verpflichten, wenn ich ihn möglicherweise bald für zehn Millionen aus einer Insolvenzmasse bekomme?", frug Hoeneß in einem Gespräch mit der Rheinischen Post. Vor allem auf der Ebene unterhalb der absoluten Spitzenklubs in England, Spanien und Italien sieht der 57-Jährige zahlreiche Insolvenzkandidaten. "In dieser Krise geht es wirklich ans Eingemachte", sagte Hoeneß dem Spiegel.

Der Deutschen Glück könnte neben einer relativ moderaten Gesamtverschuldung von rund 500 Millionen Euro bei einem Gesamtumsatz von annähernd 1,5 Milliarden die hervorragende, zum Teil der WM-Endrunde 2006 zu verdankende Stadien-Infrastruktur sein.

Genau gegenteilig stellt sich die Lage in Italien dar. Schon 2002 warnte Adriano Galliani, damals noch Liga-Präsident, mittlerweile in Vertretung von Regierungschef Silvio Berlusconi Präsident des AC Milan, vor dem schuldenbedingten Ende des Calcio. Die Situation hat sich seither trotz mancher Sparpakete eher verschlimmert. Etliche Klubs der Serie A, vor allem aber der Serie B, können die Gehälter nicht mehr bezahlen. Hinzu kommen völlig veraltete Stadien und bescheidene Zuschauerzahlen. Italiens Stadiens sind im Schnitt nur zu 57 Prozent ausgelastet. In England und Deutschland liegt man noch bei Werten weit jenseits der 80 Prozent.

Gehaltsobergrenzen und erschlankte Kader sollen die größte Not schnell lindern. Dafür spricht sich auch Michel Platini, der Präsident des europäischen Verbandes Uefa aus. "Die Klubs sollen nur Geld ausgeben, das sie wirklich besitzen." Um dies dann auch überprüfen zu können, schlägt der Franzose ein einheitliches Lizenzierungssystem für alle europäischen Ligen vor. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 11. Mai 2009, lü)