Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Kosovo-Serben und der Kosovo-Polizei gab es Dutzende Verletzte auf beiden Seiten. Die Einwohner von vierzehn serbischen Dörfern im Osten des Landes demonstrierten, weil sie seit einem Monat keinen Strom bekommen. Gleichzeitig gingen im Norden, in der ethnisch geteilten Stadt Kosovoska Mitrovica, Serben auf die Straße, weil im serbischen Stadtteil fünf zerstörte Häuser von Albanern renoviert werden.

"Zuerst sind es fünf, und wenn das durchgeht, werden es 25 und dann 250 Häuser sein" , erklärte Serbiens Staatssekretär für den Kosovo, Oliver Ivanović. Das Eindringen der Albaner in den von Serben bewohnten Norden, der die Autorität von Prishtina nicht anerkennt, sei ein politisches Projekt, das die ethnische Homogenisierung verhindern soll, das aber zu einem "Blutbad" führen könnte, wenn es mit Gewalt durchgesetzt würde. Zudem würden insgesamt nur 40 Prozent aller Menschen im Kosovo ihre Stromrechnung bezahlen.

Die serbische Tageszeitung Politika schrieb, dass die Regierung in Prishtina nur auf einen Anlass warte, um gewaltsam die Kontrolle im ganzen Territorium zu übernehmen. Die Zeitung berief sich auf westliche Geheimdienste, die die Verteidigungsmöglichkeiten der Serben im Kosovo als "äußerst gering" eingeschätzt hätten. Die "kritische Masse" für den Einsatz der kosovarischen Sicherheitskräfte im serbisch dominierten Norden solle geschaffen werden, indem man durch eine internationale Medienkampagne allmählich die Serben, die die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennen wollen, für die nationalistische Radikalisierung, das organisierte Verbrechen, mangelnde Kompromissbereitschaft, die Stagnation der euro-atlantischen Integration des Kosovo und das "rechtliche Vakuum" verantwortlich macht. Zwischen diesem Plan und seiner Realisierung stehe nur die internationale Friedenstruppe Kfor. (Andrej Ivanji aus Belgrad/DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2009)