Berlin - Der deutsche Wirtschaftsminister Guttenberg stellt sich auf eine Insolvenz der Opel-Konzernmutter General Motors ein. Für diesen Fall denke er über ein Modell nach, bei dem die GM-Anteile an Opel vorübergehend einem Treuhänder übergeben würden, sagte er dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nach einem Vorausbericht vom Samstag.

Ob GM wie sein US-Konkurrent Chrysler in den Bankrott gehen wird, ist nach Worten von US-Finanzminister Geithner noch nicht klar. GM hat bis Anfang Juni Zeit, um der amerikanischen Regierung einen Sanierungsplan vorzulegen.

Treuhänder zur Wahrung der Interessen

Guttenberg sagte, sollte es zu einer Insolvenz kommen und GM zu diesem Zeitpunkt mit einem Opel-Investor weitgehend einig sein, würde der Treuhänder die Interessen von Gläubigern und Schuldnern wahren. "Gleichzeitig könnte ein Bankenkonsortium dem Unternehmen in dieser Zeit Überbrückungshilfen gewähren." So wäre der Bestand der Firma gesichert, bis eine endgültige Einigung erreicht worden sei. Interesse an Opel haben der italienische Fiat-Konzern und der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna bekundet.

Keine Übergangsbeteiligung

Eine Übergangsbeteiligung des Staates an Opel, die SPD und Gewerkschaften fordern, lehnte Guttenberg strikt ab: "Das kommt auf keinen Fall infrage." Wer glaube, er könne Opel mit einer Staatsbeteiligung isoliert erhalten, folge einer gefährlichen Illusion: "Das funktioniert betriebswirtschaftlich nicht und würde für die Steuerzahler zu einem Milliardengrab."

SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte der "BZ am Sonntag", die Regierung vergleiche jetzt die Konzepte von Fiat und Magna, um bis Ende Mai über eine Milliardenbürgschaft zu entscheiden.

Opel-Mitarbeiter müssen Job-Abbau fürchten

Guttenberg hat die Mitarbeiter des um seine Zukunft kämpfenden Autobauers Opel auf einen Stellenabbau eingestimmt. "Wir setzen alles daran, für Opel so viele Standorte und Arbeitsplätze zu erhalten wie irgend möglich", sagte er auf dem Flug nach Abu Dhabi am Samstag. "Aber es wäre unredlich und würde die Mitarbeiter und ihre Familien weiter verunsichern, wenn man ihnen vorgaukelte, bei Opel könne alles so bleiben wie es ist." Die General-Motors-Tochter werde bei jeder Lösung "um einen Kapazitätsabbau ebenso schwer herumkommen, wie der gesamte Rest der weltweiten Automobilindustrie".

Guttenberg erinnerte zudem daran, dass die Regierung in ihrer Entscheidung über Hilfen die Absprachen in der Europäischen Union berücksichtigen müsse. "Je stärker der Staat sich engagieren muss, desto stärker wird der Druck aus Brüssel, in erheblichem Umfang Kapazitäten abzubauen", sagte der Minister.

Produktionsverlagerung

GM will indes laut Medien Teile seiner für den US-Heimatmarkt bestimmten Produktion aus Europa in billigere Länder in Asien und Lateinamerika verlagern. Auf diese Weise sollen in Europa sowie in Kanada und Australien pro Jahr insgesamt rund 130.000 Fahrzeuge weniger vom Band laufen, berichtete die Zeitung "Detroit News" unter Berufung auf interne GM-Dokumente. GM vertreibt in den USA derzeit etwa unter der Marke Saturn das in Europa gefertigte Opel-Modell Astra.

Im österreichischen Werk in Wien-Aspern fertigt GM mit 1.850 Mitarbeitern Motoren und Getriebe für Opel-Modelle wie den Corsa.

Auf Druck der US-Regierung treibt GM unterdessen einem Zeitungsbericht zufolge den Umbau seines Verwaltungsrats voran. Mindestens die Hälfte der zwölf Mitglieder des Aufsichtsgremiums sollen demnach ausgetauscht werden. Auf Drängen der Regierung habe der Autobauer für die Kandidatensuche eine externe Personalberatung engagiert, berichtete das "Wall Street Journal" am Montag. (APA)