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Er wächst nun wieder, der Wein von Schönbrunn

Foto: APA/LOIS LAMMERHUBER

Wien - Aus historischen Quellen weiß man, dass er früher dort wuchs - der Wein in Schönbrunn. Damals, als der heutige Schlosspark noch ein Jagdrevier war, in dem nicht nur Fasane und Rebhühner gehegt wurden, sondern eben auch die heimischen Wiener Rebsorten in bunter Mischung angebaut wurden - ein klassischer "Wiener Gemischter Satz".

"Ober Rein Liesen Pfennig negst dem thiergarten" hieß das Ried in den Jahren 1637 bis 1762. Danach nannte man es bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts einfach "Liesenpfennig". Die Weingärten erstreckten sich vom Wienfluss bis dorthin, wo heute die Meidlinger Nebengebäude des Schlosses stehen. So steht's in den historischen Unterlagen des Klosterneuburger Stiftsarchives.

Seit Montag wächst er nun wieder, der Wein von Schönbrunn. Die vier Winzer der WienWein-Gruppe, Rainer Christ, Michael Edlmoser, Fritz Wieninger und Richard Zahel, nehmen die Tradition wieder auf und legen einen rund 1000 Quadratmeter großen Weingarten in der Nähe des Meidlinger Tores an. Und für dieses Quartett ist es keine Frage, dass selbstverständlich wieder ein Gemischter Satz gesetzt wird.

Für Franz Sattlecker und Wolfgang Kippes, die beiden Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Betriebsgesellschaft, passt das Projekt hervorragend zu dem Ziel, die Schlossanlagen als Weltkulturerbe zu pflegen. Die Rekonstruktion müsse aber gleichzeitig auch authentisch sein. Kippes: "Wir sind kein Disneyland. Wir zeigen die Kulturgeschichte des Kaiserhauses, und da gehört der Weinanbau dazu wie das tägliche Brot." Sattlecker ergänzt: "Der Mix aus historischem Weltkulturerbe und dem Spezifikum Wiener Wein macht Schönbrunn im internationalen Wettbewerb einzigartig."

Wobei man aber um der historischen Gerechtigkeit willen doch ergänzen muss, dass es in Schönbrunn bereits einen kleinen Weingarten gibt: Direkt vor dem Haupteingang zum Schloss, auf dem "Sammelplatz", sprießt auch ein "Gemischter Satz" auf 40 Quadratmetern. Diese Trauben werden allerdings nicht von Winzern gelesen - sondern im Vorbeigehen von Touristen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, Printausgabe, 12.05.2009)