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Peter Stöger folgte Herbert Prohaska bei der Austria als Spielmacher nach, mittlerweile arbeiten beide als Fußball-Aufklärer beim ORF.

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Als Austria-Trainer feierte Stöger gemeinsam mit Schinkels den Cup-Sieg.

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Für Rapid drehte Peter Stöger im Europacup seine erfolgreichsten Runden.

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derStandard.at: Sie sind Herbert Prohaska als Spielmacher bei der Wiener Austria nachgefolgt, haben Sie ihm mittlerweile die Rolle als Fußball-Analytiker strittig gemacht?

Peter Stöger: Das würde ich so jetzt nicht sagen. Jeder hat seinen eigenen Stil und seine Art Spiele zu analysieren. Aber ein Herbert Prohaska hat halt Kultstatus.

derStandard.at: Zahlreiche junge Trainer tun derzeit als TV-Experten ihre Meinung kund, ist der Job mittlerweile zum Meisterstück der Trainer-Ausbildung geworden?

Peter Stöger: Einige dieser Leute haben einen Platz im Fernsehen gefunden, weil es keine anderen interessanten Jobs für sie gibt. Kaum jemand ist dabei, der geplant hat, diesen Weg so zu gehen.

derStandard.at: Bei Namen wie Stöger, Schöttel, Kühbauer oder Konsel kommt einem sofort die Europacup-Mannschaft von 1996 in den Sinn, warum haben genau diese Leute die Lizenz zu analysieren?

Peter Stöger: Ganz ehrlich gesagt, ist mir das noch gar nicht aufgefallen. Viele von uns haben aber einfach noch keinen interessanten Trainer-Job gefunden und arbeiten deshalb beim Fernsehen.

derStandard.at: Wie stellen Sie sich ihr Publikum beim ORF vor?

Peter Stöger: Man muss es schaffen, klar analytisch zu sein und den echten Fußballfan mit Fachwissen zu versorgen und gleichzeitig relativ einfach zu erklären. Ich bekomme von Frauen und Damengruppen Briefe, die mir schreiben, dass sie Fußball schauen, weil ich ihnen etwas vermittle, das sie auch verstehen.

derStandard.at: Wieviel Kritik ist im Fernsehen erlaubt?

Peter Stöger: Jede Kritik, zu der ich hundert Prozent stehe. Ich kontrolliere mich selbst, bei Trainern bin ich vorsichtig, bei Spielern weniger. Logischerweise ist da und dort mal wer angespieben, aber das gehört zum Geschäft dazu. Wenn ich nicht sagen würde, Altach steigt ab, sondern in drei Runden wissen wir mehr, dann brauch ich den Job nicht zu machen.

derStandard.at: „Es geht sich immer nicht aus", bekommt der gleichnamige Vienna-Film über den Nicht-Aufstieg der Döblinger eine Fortsetzung?

Peter Stöger: Diesmal geht es sich aus!

derStandard.at: Ist die Erste Liga überhaupt attraktiver als die derzeitige Spielwiese der Vienna, sprich die Regionalliga Ost mit ihren zahlreichen kleinen Derbys und jeder Menge Nostalgie?

Peter Stöger: Die ADEG-Liga würde uns gut hineinpassen, weil sie eine sportliche und finanzielle Entwicklung bedeutet. Die Welt würde aber nicht untergehen, wenn wir nicht aufsteigen.

derStandard.at: Werden Sie den LASK bald als Trainer analysieren?

Peter Stöger: Nein. Ich finde es unfair, gegenüber der Vienna und mir, dass ich immer mit dem LASK in Verbindung gebracht werde. Das sind alles Zeitungsenten, mit mir hat niemand gesprochen. Ich fühle mich in Döbling so wohl, dass ich auch nicht für irgendeine Null-Acht-Fünfzehn-Aktion in die Bundesliga wechseln würde. Irgendwo als Springer zu arbeiten, kommt für mich nicht in Frage.

derStandard.at: Steht der österreichische Fußball-Meister 2009 bereits fest?

Peter Stöger: Wenn ich mir überlege, wie Red Bull sich im Hanappi-Stadion angestellt hat, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob sie Meister werden. Normalerweise sollte die Meisterschaft aber zu neunzig Prozent entschieden sein.

derStandard.at: In Salzburg kommt es erneut zu einer Zäsur, Trainer- und Spieler-Köpfe werden rollen, verstehen Sie die Analysen Heinz Hochhausers?

Peter Stöger: Auf die Distanz ist das schwer zu beurteilen, aber es ist mit Sicherheit etwas passiert, worüber niemand spricht. Was mich stört, ist der geforderte internationale Erfolg. Mit einem Budget, das gerade mal so groß ist wie das des 1. FC Köln, kann sich niemand erwarten in der Champions League zu spielen.

derStandard.at: Sie haben selbst während der Ära Frank Stronach als Trainer der Austria gearbeitet, erinnert Sie die fehlende Kontinuität in Salzburg an diese Zeit?

Peter Stöger: Einige Züge sind vergleichbar. Der Unterschied ist, das Red Bull eine neue Infrastruktur geschaffen hat, Stronach hat es nicht geschafft ein neues Stadion zu bauen. Auch die Werbestrategie unterscheidet sich, Magna hat nicht mehr Autoersatzteile durch die Austria verkauft, Red Bull verkauft hingegen mehr Dosen durch die Salzburger Fußballmannschaft. Ich bin froh, auch wenn mich die Hardcore-Fans dafür schlagen möchten, dass es Leute wie Mateschitz und Stronach im Fußball gibt. (Simon Hirt, derStandard.at, 12.05.2009)