Frankfurt/New York - Die Deutsche Bank und die Schweizer Großbank Credit Suisse werden in den USA auf Schadenersatz in Milliardenhöhe verklagt. Hintergrund ist die geplatzte Übernahme des US-Chemiekonzerns Huntsman durch eine Tochter des Finanzinvestors Apollo Management. Huntsman wirft den beiden finanzierenden Banken aus Frankfurt und Zürich vor, für das Scheitern des vom Management vorangetriebenen Zusammenschlusses mitverantwortlich zu sein. Die Kreditgeber hätten den Fusionsprozess auch mit falschen Angaben unerlaubterweise beeinflusst, argumentiert der Kläger.

Der Prozess soll nach Angaben des Chemiekonzerns von Montagabend am 8. Juni beginnen. Der zuständige texanische Bezirksrichter habe die Klage zugelassen und damit den Weg für das Verfahren freigemacht. Die Banken lehnten eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Offen ist, ob die Institute bereits Rückstellungen für den Prozess gebildet haben. Im jüngsten Geschäftsbericht der Deutschen Bank für 2008 ist hiervon keine Rede. Die Finanzkrise zwang Investmentbanken weltweit zu Abschreibungen auf Milliardenkredite für Großübernahmen - platzt die Fusion allerdings, können die Institute diese Belastungsfaktoren aus den Büchern streichen.

Übernahmevereinbarung

Huntsman wirft den Banken auch vor, eine frühere Übernahmevereinbarung mit dem Rivalen LyondellBasell hintertrieben zu haben. Dem Unternehmen zufolge kann es nun Schadenersatz verlangen und zwar auf Basis des gescheiterten Apollo-Gebots von 4,6 Mrd. Dollar (3,39 Mrd. Euro) und des geplatzten Lyondell-Deals von 3,6 Mrd. Dollar.

Huntsman war in den vergangenen Jahren fieberhaft auf Brautschau gegangen, um frisches Geld in die Kassen zu bekommen. Die kurz vor der Finanzkrise im Sommer 2007 vereinbarte Transaktion mit der Apollo-Tochter Hexion Specialty Chemicals geriet wegen des anschließenden Abschwungs in schwieriges Fahrwasser. Es folgten zwischen beiden Parteien zähe juristische Auseinandersetzungen um die Gründe des Scheiterns, die Anfang dieses Jahres in einen Vergleich mündeten: Hexion zahlte Huntsman als Ausgleich für ein Ende des Rechtsstreits eine Milliarde Dollar. (APA)