Wien - Die heimische Textilindustrie punktet international zunehmend mit Hightech-Geweben wie "energiesparenden" Handtüchern, die bei niedrigeren Temperaturen schnell sauber und trocken werden, oder medizinischen Wundverbänden, OP-Bekleidung und Seilen für die Bergrettung. Technische Textilien stellten 2008 bereits knapp die Hälfte (49 Prozent) des Branchenumsatzes und gelten als Zukunftshoffnung. In der gesamten Textilindustrie gingen die Umsätze um 5,8 Prozent auf 2,6 Mrd. Euro zurück, bei den technischen Textilien war das Minus mit 4 Prozent nur halb so stark.

Trotz rückläufiger Umsätze und Exporte infolge der weltweiten Wirtschaftskrise - die Ausfuhren verringerten sich um 4,5 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro - verstärkte die Textilbranche ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) gegenüber dem Jahr davor von 44 auf 46 Mio. Euro.

"Marktnischendenken ist ganz besonders wichtig", unterstrich der Präsident des Fachverbands der Textilindustrie in der Wirtschaftskammer Österreich, Reinhard Backhausen, die Bedeutung hoher Innovationskraft für das Überleben der 140 österreichischen Textilbetriebe.

Hightech-Textilien für Export

Wie bei den Umsätzen konnten sich Hightech-Textilien auch bei den Exporten etwas besser halten als herkömmliche Gewebe, Garne und Heimtextilien: Die Ausfuhren sanken um nur 3,4 Prozent. "Mit einem extrem hohen Spezialisierungsgrad haben sich technische Textilien aus Österreich mit zahlreichen Weltneuheiten und Patenten zu einem Exportschlager entwickelt", meinte Backhausen.

Um gegen die Konkurrenz aus Asien bestehen zu können, müsste sich aber auch das Preisniveau ändern: "Wir müssen natürlich auch schauen, dass wir in Bezug auf die Preise ein bisschen anpassen", räumte Backhausen ein. "Kopien aus China sind unvermeidlich - die Chinesen werden immer besser." Die Exportquote lag 2008 bei 88 Prozent.

Im Vorjahr gingen die textilen Gesamtimporte nach Österreich um 0,5 Prozent auf 2,95 Mrd. Euro zurück. Die Billigimporte aus Asien stiegen um 6,8 Prozent auf einen Anteil von 24 Prozent. Fast drei Viertel der Einfuhren (73 Prozent) waren europäischen Ursprungs.

Netzwerkaufbau

Der Fachverband unterstützt die Entwicklung in Richtung innovative Textilien eigenen Angaben zufolge mit dem Aufbau des Netzwerks "Smart Textiles" zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen. "Das Ziel ist, dass wir die Forschungseinrichtungen neu in den Mittelpunkt stellen und die Elektronikindustrie mit der Textilindustrie zusammenführen", erklärte Backhausen.

In Zukunft würden Textilien etwa auch in den menschlichen Körper eingebaut werden, um Organe zu schützen - sie würden an überwachten Organen sitzen und mittels Funk Informationen an Ärzte senden können. Angedacht seien auch Textilien als Airbags, die bei einem Sturz den Aufprall lindern sollen.

Trotz Innovationskraft schrumpfte der Beschäftigtenstand in der heimischen Textilindustrie 2008 im Jahresabstand um 8,4 Prozent von 14.570 auf 13.346 Arbeitnehmer (per Ende Dezember 20088,4). Die Anzahl der Lehrlingen sei mit 232 angehenden Facharbeitern konstant geblieben. Die Gesamtzahl an Textilschülern betrug 810. (APA)