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Bis zum Mars werden Uwe und Christian wohl nicht radeln - auch wenn sich ihre Reise mit dem Fahrrad nach Indien zwischendurch vielleicht anfühlen mag, wie ein intergalaktischer Abenteuertrip.

Der Weltraum - unendliche Weiten. Auf dem Weg von der Erde zum Mars ist man auf sich gestellt. Keine Werkstatt, wenn etwas kaputt geht; kein Arzt, wenn man krank ist. Jedes Problem muss selbstständig im luftleeren Raum gelöst werden. Man ist auf der spannendsten Reise, die je ein Mensch erlebt hat. Und man ist so allein, wie je ein Mensch gewesen ist. Vielleicht tritt schon bald ein Raumschiff mit einer handvoll Wagemutigen diese Reise an. Wie es denen wohl vorm Abflug geht? Daran denke ich gern, wenn mich Nervosität befällt angesichts unseres Vorhabens.

Unser Vehikel ist kein Raumschiff, sondern ein Fahrrad. Unsere Reise führt uns nicht auf den Mars, sondern vorerst nur nach Indien. Im Vergleich zur ersten Marsmission ein beruhigend simples Vorhaben.

Wir - Christian und Uwe, zwei begeisterte Radreisende - sind auch nicht die Ersten, die so etwas je gemacht haben, wenn es auch für uns das erste Mal ist. Acht Wochen mit dem Fahrrad durch Europa, das war das Längste, was wir bisher durchgezogen haben. Diesmal werden es etwa zehn Monate sein. Gluthitze und Regen, Wüste und Gebirge, dazu Pannen, Verständigungsprobleme, Krankheiten, Unfälle - gar nicht auszudenken, was einem auf so einer Reise alles passieren kann. Es geht durch Länder, die uns noch unbekannt sind: die Türkei, der Iran, Indien; insgesamt etwa 15.000 Kilometer. Wie gut, dass wir zumindest auf der Erde bleiben.

Warum nimmt man solche Strapazen auf sich? Wir begeben uns in die Quasi-Obdachlosigkeit, strampeln uns fast täglich einen ab, schwitzen und stinken, kämpfen mit Moskitos und Muskelschmerzen. Wozu? Vielleicht muss man sich selbst einmal am Radreisen versucht haben, um das grenzenlose Gefühl der Freiheit zu kennen, das sich nach wenigen Tagen einstellt. An der frischen Luft zu sein, alles hautnah zu erleben, nie zu wissen, wo man am Abend schlafen wird - das hat etwas für sich. Davon kriegt man auch nach Wochen noch nicht genug.

Bei all den Unannehmlichkeiten und Gefahren darf man die schönen Eindrücke nicht vergessen, die uns auf der Radreise begegnen werden: die Gastfreundschaft, die kulturellen und naturgewachsenen Schätze der Erde, die Befriedigung, sich alles aus eigener Kraft erarbeitet zu haben, ökologisch im Reinen zu sein. Dafür nehmen wir gern einiges auf uns.

So sind die Taschen gepackt (insgesamt an die 30 Kilogramm pro Person) und die Vorbereitungen getroffen. Mit Zelt und Schlafsack machen wir uns auf ins Abenteuer, denn ein Abenteuer wird es werden, kein Spaziergang. Wir sind aufgeregt, aber guter Dinge. Das Ziel unserer Reise haben wir ganz klar vor Augen: Indien. Angeblich soll dieses Land ja auf den unbedarften Europäer so fremdartig wirken wie der Mars.

PS: Am 17. Mai in Graz geht es los. Unser Projekt hat auch einen Namen und eine Website: Wonderbirds Wanderlust (wonderbird.org). Wir nehmen Laptop und Camcorder mit, sodass man mit etwas Glück bald das erste Video von unserem Abenteuer zu sehen bekommen wird. Wie es uns ergeht und was wir so erleben, das kann man hier bald nachlesen. (Uwe Sattelkow)