Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Finanzkriseninkassobüro losgeschickt wird, um die Außenstände wieder reinzuholen, um all die durch Staatsgarantien, Bankreservepolsterung und Autoclusterspritzchen und Verschrottungsprämien ein wenig verausgabten Staatsfinanzen wieder aufzupolieren. Von irgendwoher muss das Geld für all diese zukunftsorientierten Maßnahmen ja schließlich kommen. Woher also?

Für Einsparungszwecke bieten sich von Haus aus Orchideen-sparten wie Sozialwesen, Kunst, Bildungssystem und Wissenschaft an, lauter Bereiche, deren Notwendigkeit sich nicht auf den ersten Blick erschließt, die mit der Zukunft aber schon so was von gar nichts zu tun haben und deren Vertreterinnen und Vertreter sowieso immer schreien. Da hört eh keiner mehr hin.

Diesmal ist es also Cern. Ist ja auch außerhalb von Österreich. Weiß man auch nicht genau, was die dort machen. Genf ist außerdem fast schon so weit weg von Wien wie Brüssel. Was interessiert uns das in Österreich? Was hat das mit uns zu tun?

Ein internationaler Imageverlust mehr oder weniger, wen kümmert's? Ist ja nur eine einzigartige europäische Forschungsinitiative.

Das Schlimme ist, dass so sicher wie - nun ja - der Termin des nächsten Ratings auch die nächste Tür schon feststeht, an der geläutet wird: Und steigen wir nicht aus Cern aus, dann kürzen - doch halt, wer wird sich denn mit halben Maßnahmen zufriedengeben: Streichen wir doch wenigstens das Arbeitslosengeld. Das Bundesheer. Pflegesätze. Zeitgenössische Musik. Literaturveranstaltungen. Das Offenhalten der Museen - tja, klingt doch gut. Das könnte man andenken.

Oder ließe sich vielleicht doch in Erwägung ziehen, dass gerade in Zeiten der Krise hohes Ausbildungsniveau, international anerkannte Forschung, ein reges Kultur- und Geistesleben und ein funktionierendes Gesundheits- und Sozialwesen einen besonderen Wert haben könnten? Und dass sie vielleicht Einfluss auf den Verlauf zukünftiger Krisen haben? (Olga Flor/DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2009)