Nach wie vor wird im Zusammenhang mit der aktuellen Wirtschaftskrise über Staatsverschuldung, Sparen, Steuern und zu hohe Managementeinkommen (Verdienste?), diskutiert. Das ist eine Art von Ersatzdiskussion. Es ist keine Diskussion, die die Versorgung der gesamten Bevölkerung im Auge hat, sondern sich auf einen einzigen - allerdings wichtigen - Aspekt beschränkt: auf Geld. Worauf es wirklich ankommt, ist die Verfügbarkeit über Güter und Dienste, die Bedürfnisse stillen; entsprechende Leistungen müssen erarbeitet werden.

Nur für Leute, die vordergründig denken und handeln, ist der Zweck des Arbeitens das Geld. Und dies, obwohl alle erkannt haben müssten, dass Geld weder essbar noch bewohnbar ist oder Kranke heilt, Kinder unterrichtet oder sonst irgendetwas tut.

Alle Anstrengungen müssten demnach darauf abzielen, die erforderlichen konkreten Leistungen zur Stillung von Bedürfnissen verfügbar zu machen. Geld ist dazu ein gutes Organisationsmittel, wird aber von den meisten Menschen als Zweck ihrer Anstrengungen missverstanden. Freilich ist in einer Gesellschaft, die ihre Güter und Dienste über Geld tauscht, Geldverfügbarkeit für alle (zumindest als Grundeinkommen) unabdingbar. Doch beim Denken an Geld nicht weiterdenken zu können, zu glauben, es komme einzig auf Geld an, ist Moneyismus.

Volkswirtschaftlich kann das Mittel „Geld" nur funktionieren - also den Tausch von Leistungen in der hocharbeitsteiligen Gesellschaft sichern , wenn es dort verfügbar ist, wo es zum Tausch gebraucht und auch verwendet wird. Geld, das sich zu einem hohen Anteil bei einer Minderheit von Menschen bloß ansammelt, erfüllt diese, seine wichtigste, Funktion nicht.

Ablenkungsversuch

Kritik an überhöhten Honorierungen und damit an Geldansammlungen weniger Reicher als Neid zu diffamieren ist genauso Ablenkungsversuch wie die Argumentation, die Reichen seien ohnehin am stärksten mit Steuern belastet. Es kommt nicht darauf an, was jemand an Geld relativ nicht mehr verfügbar hat, sondern auf das, was absolut - also in konkreten Zahlen - zur Verfügung steht: Fünfzig Prozent Einkommensteuer von acht Millionen Euro abführen zu müssen bedeutet, immer noch über vier Millionen verfügen zu können.
Ebenso sind rechtfertigende Behauptungen, man bekomme bei geringerer Honorierung keine guten Leute und die hohen Bezahlungen seien international üblich (auf Wienerisch führt das zu gegenseitigem "Hochlizitieren"), Versuche, vom Wesentlichen - nämlich der allgemeinen Versorgungssicherheit - abzulenken.

Die Leistung aller

Es gibt andere Leute - aber vielleicht auch dieselben , die das mit weit weniger Gehalt zustande bringen, was zustande gebracht werden muss. Als zu unterschiedlich und damit als ungerecht angesehene Honorierungen demotivieren, führen zu Minderleistungen, so dass der Gesamtschaden größer ist als die scheinbar einzigartige Leistung des Managements. - Dass diese Art von Leistung vor der Krise einzigartig schlecht gewesen sein konnte, ist derzeit bisweilen auch zu hören. Im Übrigen kommt es auf die Leistung aller an, die mitarbeiten, und nicht nur auf das Management. Beispielsweise entsteht ein Haus konkret arbeitsteilig durch die Bemühungen vieler Menschen, aber nicht allein durch Bauherrn, Architekt, Bauunternehmer oder gar nur durch das abstrakte Geld. Mit Geld lässt sich aber das alles koordinieren, solange mit ihm die Leistungen anderer gekauft werden können.

Wenn sowohl Bedarf an Gütern und Diensten als auch nicht genutzte Produktionskapazitäten (Erwerbslose, unausgelastete Betriebe etc.) bestehen und beides aus angeblichem Geldmangel oder durch zu einseitige Geldansammlungen nicht vermittelt wird, ist die Versorgung der Bevölkerung schlechter als sie sein könnte: Geld wird offensichtlich von den Verantwortlichen nicht als Mittel zur Organisation und Koordination erkannt, das allein durch die entstehenden Leistungen seinen Wert erhält, sondern als knapp und von originärem Wert missverstanden.

Wie sehr moneyistisches Denken die Köpfe beherrscht, zeigte die jüngste Anhörung von "Wirtschaftsexperten" im Nationalrat: Sie alle konzentrierten sich auf Geldthemen, obwohl es doch eigentlich wirtschaftswissenschaftlich um die Versorgungssicherheit der gesamten Bevölkerung geht und nicht um Geld als Selbst- und Endzweck. (derStandard.at, 13.5.2009)