Wien - Gegenüber dem Rekordjahr 2007 sanken die Investitionen Österreichs im Ausland nur um 20 Prozent und erreichten 19,3 Mrd. Euro. Auf weniger als die Hälfte des Vorjahreswertes sanken dagegen die ausländischen Direktinvestitionen in Österreich, mit 9,3 Mrd. Euro wurde aber immer noch der zweithöchste Wert aller Zeiten erreicht, wie aus der heute, Mittwoch, veröffentlichten Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) hervorgeht.

Mehr als die Hälfte der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland floss in die zentral-, ost- und südosteuropäischen Länder. Andererseits haben Firmen aus den USA, der Schweiz, Irland und Luxemburg Geld aus Österreich abgezogen, was allerdings durch Zuflüsse aus Italien, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden mehr als kompensiert wurde.

Zieht man von den österreichischen Direktinvestitionen im Ausland den Kauf privater Liegenschaften (136 Mio. Euro) und die Aktivitäten sogenannter "Special Purpose Entities" - ausländische Holdinggesellschaften ohne wirtschaftliche Aktivität in Österreich (310 Mio. Euro) - ab, so bleiben 19,3. Mrd. Euro an Direktinvestitionen im engeren Sinne. Davon entfielen 11,4 Mrd. Euro auf den Eigenkapitalerwerb und 3,8 Mrd. Euro auf reinvestierte Gewinne.

Glaube an Beteiligungen

Trotz der Finanzkrise habe die Investitionstätigkeit im Jahresverlauf kaum nachgelassen, heißt es in der OeNB-Analyse. Dass die österreichischen Investoren selbst im vierten Quartal die Gewährung von Krediten an ihre Töchter ausgeweitet hätten, spreche dafür, dass sie an die wirtschaftliche Zukunft ihrer Beteiligungen glauben.

Die regionale Streuung der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland war im Vorjahr besonders breit: Wichtigstes Zielland war Deutschland mit Rekordinvestitionen von 2,2 Mrd. Euro. Nahezu gleichauf und ebenfalls mit Rekordinvestitionen liegt die Ukraine an zweiter Stelle, gefolgt von Ungarn und Russland mit jeweils 1,4 Mrd. Euro an Direktinvestitionen.

Investitionsmuster unverändert

Auch für die Niederlande verzeichnete die Kapitalbilanz mit 1,2 Mrd. Euro einen historischen Höchstwert an Neuinvestitionen. Auf den Plätzen 6 bis 8 liegen Bulgarien, Tschechien und Rumänien mit Investitionen von 0,9 bis 1,0 Mrd. Euro. Weitere Zielländer mit mehr als 500 Millionen an investiertem Kapital waren Belgien, Kroatien, die Türkei, Kasachstan, Zypern und Italien. Mit einem Anteil von 90 Prozent ihrer Investitionen in Europa und 52 Prozent für die Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas bleiben die österreichischen Investoren aber dem Investitionsmuster der letzten Jahrzehnte treu.

Ausländische Unternehmen investierten 2008 netto 9,3 Mrd. Euro in ihre österreichischen Beteiligungen. Marginalen Eigenkapitalabzügen von 0,4 Mrd. Euro stand eine Zufuhr an Eigenkapital von 6,6 Mrd. Euro gegenüber. Die vorläufigen Schätzungen für die reinvestierten Gewinne ergeben einen Kapitalzuwachs von 3,8 Mrd. Euro. Zurückgegangen sind aber die konzerninterne Kredite an Österreich-Töchter ausländischer Unternehmen: Während im ersten Halbjahr 2008 noch 1,5 Milliarden an Krediten zugeflossen waren, haben die ausländischen Muttergesellschaften im zweiten Halbjahr die Kreditlinien ihrer österreichischen Töchter um 2,2 Mrd. Euro reduziert. In einem größeren Fall handelt es sich dabei um die Umwandlung von Krediten in Eigenkapital. (APA)