Wien - 220 bis 230 Mio. Euro dürften die fünf Banken Wert sein, die die Volksbanken von ihrem Spitzeninstitut ÖVAG übernehmen wollen, sagte Hans Hofinger, Chef des Volksbankenverbands, am Mittwoch in Wien vor Journalisten. Dies habe die fast abgeschlossene interne Bewertung ergeben. Mit dem Deal dürfte sich die ÖVAG etwa 250 Mio. Euro an Kernkapital ersparen.

Außerdem könnten die fünf Institute - Volksbank Wien, Volksbank Linz, Ärztebank, die VB Factoring und die Immo Bank - selber wieder Anteile am Spitzeninstitut zeichnen bzw. PS-Scheine übernehmen, sagte Hofinger, und so dazu beitragen, dass der Volksbanksektor möglichst rasch das staatliche Partizipationskapital zurückzahlen kann. Es sei allerdings nicht sehr wahrscheinlich, dass ein Drittel der staatlichen Milliarde nun von Privaten aufgebracht wird - was der ÖVAG hohe Zinsen ersparen würde.

Der Staat hat eine Milliarde Euro PS-Kapital gezeichnet, das von der ÖVAG in drei Tranchen 2012, 2015 und 2018 zurückgezahlt werden muss. Sollte dies nicht möglich sein, hätte der Staat ein Wandlungsrecht, könnte also als Eigentümer einsteigen, allerdings frühestens 2012, wenn die erste Tranche über 300 Mio. Euro fällig wird. Ziel des Primärsektors sei es, das staatliche Geld, das mit 9,3 Prozent verzinst ist, "so rasch wie möglich" zurückzuzahlen und seinen 58-prozentigen Anteil an der ÖVAG zu halten, sagte Hofinger. Um das zu garantieren, müsste der Primärsektor also 580 Mio. Euro aufbringen - 58 Prozent der Milliarde.

Erste Rückzahlung in zweiter Jahreshälfte

Wenn die Umwandlung der fünf Institute plangemäß noch heuer über die Bühne geht, könnte die erste Rückzahlung in der zweiten Jahreshälfte fließen. Die drei "Retailbanken" Volksbank Wien, Volksbank Linz und Ärztebank sollen wieder als genossenschaftliche Banken etabliert werden, so dass "die Kunden wieder Mitglieder werden", so Hofinger. Da die Banken eine gute Dividende darstellen könnten, sei es durchaus plausibel, Kunden als Eigentümer gewinnen zu können. Die Volksbanken wollen die fünf Banken über eine Verwaltungsgenossenschaft halten. Bei der Ärztebank seien auch noch Gespräche mit Kammern und Ärzten geplant, ob sich diese an dem Institut beteiligen wollen.

Erst mit Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts, der im September oder Oktober an Nationalbank, Fimbag und FMA übermittelt werden soll, werde sich zeigen, ob die Retailbanken einzeln oder schrittweise aus der ÖVAG herausgelöst werden.

In der Volksbanken-Primärstufe (also bei den regionalen Banken im Inland) ist die Bilanzsumme von 23,8 Mrd. Euro 2007 auf 26,8 Mrd. Euro 2008 um 12,5 Prozent gestiegen. Die Direktkredite legten um 11 Prozent von 15,1 auf 16,7 Mrd. Euro zu. Die Primäreinlagen wuchsen um 11,2 Prozent von 19,1 auf 21,3 Mrd. Euro.

Betriebsergebnis gesteigert

Das Betriebsergebnis stieg von 271,6 auf 274,1 Mio. Euro, der Nettozinsertrag von 464,8 auf 527,9 Mio. Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) fiel erstmals nach Jahren wieder, von 155,6 Mio. Euro auf 93,5 Mio. Euro. Die Eigenmittel der Primärstufe sind von 2,42 Mrd. Euro auf 2,46 Mrd. Euro (plus 1,6 Prozent) gestiegen. Das entspricht 14,2 Prozent Eigenmittelausstattung. Das Kernkapital mache mit 1,85 Mrd. Euro 10,7 Prozent bezogen auf das Gesamtrisiko aus und liege damit um 34 Prozent über den Anforderungen des Bankwesengesetzes.

Hofinger wies außerdem darauf hin, dass die Volksbank Gruppe bestehend aus der Primärstufe mit 63 Volksbanken, dem VBAG-Konzern und der allgemeinen Bausparkasse ABV als "Verbund" von der Ratingagentur Fitch mit "A" geratet worden sei. Die Bilanzsumme der Gruppe betrug 2008 71,3 Mrd. Euro - bereinigt um die inzwischen verstaatlichte Kommunalkredit bedeute dies ein Wachstum um 15,5 Prozent. Die Eigenmittel der Gruppe betrugen 5,8 Mrd. Euro, die Eigenmittelquote machte 11,2 Prozent aus, nach 11,7 Prozent 2007. Das anrechenbare Kernkapital belief sich auf 4,3 Mrd. Euro oder 8,2 Prozent, nach 4,4 Mrd. Euro oder 8,0 Prozent 2007. Europaweit beschäftigt die Gruppe 13.982 Mitarbeiter, davon 7.049 im Inland und 6.933 im Ausland. (APA)