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Träger einer schicken Badehose: Michael Phelps.

Foto: APA/AP/Burton

Charlotte/North Carolina - Michael Phelps taucht wieder auf. Der mit 14 Goldmedaillen erfolgreichste Olympionike schwimmt neun Monate nach seinen Rekordspielen in Peking seinen ersten Wettkampf. Im Grand Prix von Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina tritt der 23-Jährige ab Donnerstag über fünf Strecken an. Anfang Februar war Phelps wegen eines Fotos, das ihn während einer College-Party beim vermeintlichen Gebrauch einer Marihuana-Pfeife zeigte, vom US-Schwimmverband für drei Monate suspendiert worden.

"Es war ein dummer Fehler, den ich für den Rest meines Lebens mit mir rumschleppen werde", hatte der achtfache Olympiasieger von Peking wieder und wieder beteuert. Seinen für 2012 geplanten Rücktritt sofort zu vollziehen, war inmitten des Skandals nur kurz ein Gedanke. "Ich liebe das Schwimmen zu sehr", betonte Phelps.

"Anständige Zeiten im Training"

Nach dem weltweiten Wirbel um seine Person und der langen Trainingspause ist die Schwimm-Gemeinde gespannt auf die sportliche Form des Ausnahme-Athleten. "Ich schwimme einige anständige Zeiten im Training, aber ich weiß nicht, wie ich das in einem Wettkampf umsetze", sagte Phelps. Charlotte dürfte somit mehr zum Einschwimmen denn als erster Fingerzeig für die Weltmeisterschaften Ende Juli in Rom taugen.

Der Rauch um das Wasserpfeifen-Foto hat sich verzogen, geblieben ist für Phelps eine andere Einstellung. "Ich denke, ich bin entspannter als jemals zuvor in meinem Leben. Ich sehe einige Dinge gelassener, vielleicht weil ich älter und erfahrener werde", sagte er vergangene Woche. Folgen hatte das von Phelps eingeräumte "Fehlverhalten" kaum: Nur ein großer Sponsor verlängerte den auslaufenden Vertrag nicht, der Weltschwimmverband FINA und sogar das Internationale Olympische Komitee (IOC) sahen Phelps' Vorbildfunktion nur wenig beschädigt.

Erstmals "wie ein Kind"

Nach dem Coup von Peking hatte sich der Amerikaner mit vielen Dingen beschäftigt, der trainingsintensive Schwimmsport war erst einmal weit weg. "Es war wahrscheinlich das erste Mal, dass ich wie ein Kind sein konnte", sagte Phelps, der im zarten Alter von sechs Jahren bereits seine Schwimmkarriere gestartet hatte. Während andere ihre Erfahrungen des Erwachsenwerdens sammelten, nahm der 15-jährige Michael 2000 in Sydney das erste Mal an Olympischen Spielen teil. Das süße Party-Leben abseits der monotonen Trainingseinheiten war für ihn keine vertane Zeit: "Das vergangene Jahr war etwas, was ich mir mein ganzes Leben gewünscht habe. Ich habe irgendwann nachgedacht, dass es noch andere Interessen und Ziele gibt."

Phelps kämpft nach eigenen Angaben mit einer "post-olympischen" Depression. "Wir wissen dann einfach nichts mit uns anzufangen." Nach den sechs Goldmedaillen 2004 hatte der Superstar bereits alkoholisiert am Steuer eines Autos samt anschließender kurzzeitiger Festnahme für Aufsehen neben dem Becken gesorgt. Er steht nun mehr denn je unter Aufsicht, jeder weitere Fehltritt würde wohl erneut sofort öffentlich werden und nicht ohne Konsequenzen bleiben. Sein Trainer Bob Bowman rät seinem Schützling dringend zu mehr Vorsicht: "Michael muss sich nun jedem mit Skepsis nähern, das ist traurig und ein sehr hoher Preis."(APA)