Islamabad - Bei den seit Tagen anhaltenden heftigen Kämpfen zwischen pakistanischen Regierungstruppen und islamistischen Taliban im Nordwesten des Landes hat es auch am Mittwoch zahlreiche Tote zu beklagen gegeben. Wie ein Militärsprecher in Islamabad mitteilte, kamen bei neuen Gefechten im Verwaltungsdistrikt Dir mindestens zehn Aufständische und vier Soldaten ums Leben. Zudem hätten Sondereinheiten die Angriffe gegen ein Trainingslager der Taliban in der Region Peuchar im Swat-Tal fortgesetzt. Die Armee hatte vor einer Woche eine neue Offensive gegen die Taliban in der Nordwest-Grenzprovinz begonnen, die Hunderttausende Zivilisten in die Flucht getrieben hat.

Taliban-Kämpfer griffen in der südlich von Swat gelegenen Großstadt Peshawar ein Versorgungsdepot für die NATO-Truppen in Afghanistan an. Wie die Polizei mitteilte, gingen acht Lastwagen in Flammen auf, als "40 bis 50" Aufständische den Terminal am Stadtrand mit Benzinbomben und automatischen Waffen angriffen. Verletzte habe es nicht gegeben. Extremisten verüben in der Grenzregion immer wieder Anschläge auf Lastwagen mit Nachschub für Afghanistan. Die Route über Peshawar und den Khyber-Pass ist die wichtigste Verbindung für die internationale Schutztruppe ISAF und die US-geführte Koalition.

Der pakistanische Staatspräsident Asif Ali Zardari hat die Welt um Hilfe für Hunderttausende Flüchtlinge in seinem Land gebeten. Vor der jüngsten Regierungsoffensive gegen islamische Extremisten im Swat-Tal sind nach Schätzungen 800.000 Menschen geflohen. Sie kommen zu 500.000 Vertriebenen von früheren Kämpfen hinzu. Ohne internationale Hilfe drohe eine "menschliche Katastrophe", sagte Zardari nach seinem Treffen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon in New York. Ban sagte, die Vereinten Nationen seien zu humanitärer Hilfe für die Flüchtlinge bereit. Er habe Zardari aber auch aufgefordert, dem Schutz von Menschenleben während der noch andauernden Militäroperation Vorrang einzuräumen.

Zardari hatte mit der Billigung der Einführung der Scharia im Swat-Tal eine zentrale Taliban-Forderung erfüllt. Ungeachtet des vereinbarten Waffenstillstands drangen Taliban danach immer weiter in die benachbarten Bezirke vor. Die USA erwarten von der Führung in Islamabad ein rigoroses Vorgehen gegen die islamischen Extremisten. Zardari kam aus Washington, wo er mit US-Präsident Barack Obama und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai über die Lage gesprochen hatte.

Ein Selbstmordattentäter hat am Mittwoch in der Nähe einer US-Militärbasis im Osten Afghanistans mindestens sieben afghanische Bauarbeiter mit in den Tod gerissen. Wie das afghanische Innenministerium mitteilte, wurden mindestens 21 weitere Menschen verletzt, als der Attentäter sein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in der Stadt Khost in die Luft sprengte. Eine Sprecherin der US-geführten Koalitionstruppen bestätigte den Anschlag. Die Taliban bekannten sich zu der Tat. Erst am Dienstag hatten in Khost schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer mehrere Regierungsgebäude angegriffen. Dabei waren nach jüngsten Angaben der afghanischen Behörden mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, darunter die elf Angreifer. Die Provinz im Grenzgebiet zu Pakistan gilt als Hochburg der Islamisten. (APA/dpa/AP)