Wien - Im Sommer eröffnet die Nestlé-Tochter einen 600 Quadratmeter großen Flagship-Store auf zwei Ebenen. Damit entsteht die größte der insgesamt sieben Geschäften in Österreich, gaben Nespresso-Österreich-Chef Thomas Reuter und Konzernsprecher Joachim Richter, heute, Mittwoch, vor Journalisten bekannt. Wie viel in die neue Boutique investiert wird, wollte Reuter nicht sagen, es handle sich aber um eine "sehr große Investition". In weniger als 18 Monaten soll der Break-even erreicht sein.

Der neue Standort am Graben - Nespresso ist ab sofort Untermieter der Richard Schöps & Co AG, schafft 22 neue Arbeitsplätze. Per Ende 2009 wird das Unternehmen hierzulande insgesamt 247 Mitarbeiter beschäftigen. Österreich ist umsatzmäßig das fünftgrößte Land der Nespresso-Gruppe, Nummer eins ist Frankreich.

2008 hat die Gruppe mit Hauptsitz in Paudex/Lausanne in der Schweiz mit rund 3.900 Mitarbeitern 2,262 Mrd. Schweizer Franken (1,5 Mrd. Euro) umgesetzt, nach 1,697 Mrd. Schweizer Franken im Jahr 2007. Heuer will Richter den Gruppen-Umsatz halten. "Es läuft wirklich ganz gut." In Österreich soll bis Ende des Jahres sogar jede Fünfte Kaffeemaschine, die verkauft wird, von Nespresso sein, gab Reuter das Ziel vor.

Deutlich gewachsen

Umsatzzahlen für einzelne Länder gibt das Unternehmen nicht mehr bekannt. Nur so viel: "In den vergangenen Jahren sind wir im Schnitt um 30 Prozent pro Jahr gewachsen", so Reuter. 2006 hatte Nespresso Österreich einen Umsatz von rund 45 Mio. Euro erzielt - bei einem jährlichen Zuwachs um 30 Prozent bedeutete dies einen Umsatz von gut 75 Mio. Euro für 2008.

Die Wirtschaftskrise scheint dem Unternehmen noch nichts anhaben zu können. Bis Ende 2009 sollen weltweit 39 neue Boutiquen eröffnet werden, darunter unter anderem in Dubai, Singapur oder Santo Domingo in der Dominikanischen Republik. Außerdem möchte Nespresso die Präsenz an bestehenden Standorten durch die Eröffnung zusätzlicher Geschäfte ausbauen. Derzeit gibt es weltweit mehr als 157 Nespresso-Boutiquen. In Österreich ist Nespresso ab dem heurigen Sommer mit sieben Boutiquen vertreten - drei davon in Wien, zwei in Linz, eines in Graz sowie eines in Salzburg.

B-2-B wächst weniger stark

Weit mehr als drei Viertel des Umsatzes erwirtschaftet Nespresso im Business-to-Costumer-Bereich. Lediglich rund 13 Prozent fallen auf den Verkauf an Hotels, an die gehobene Gastronomie und an Büros. Wegen der Krise wächst der Business-to-Business-Bereich freilich nicht so stark wie das Geschäft mit Privatkunden, weil die Leute seltener auswärts essen gehen. Die schlechte wirtschaftliche Lage führe zu einem "Cocooning-Effekt". "Sie wollen es zu Hause schön haben und investieren in den kleinen erschwinglichen Luxus", beobachtet Reuter. Deshalb sieht er kaum negative Auswirkungen durch die Krise.

Der Markt für portionierte Kaffeesysteme hat weltweit noch immer ein großes Wachstumspotenzial, meinte Reuter. Laut dem Marktforschungsinstitut AC Nielsen macht das Segment "portionierter Kaffee" zur Zeit lediglich 5 Prozent des Marktvolumens auf europäischen und nordamerikanischen Märkten aus und entspricht damit 10 Prozent des Kaffeegesamtkonsums weltweit. Nespresso geht davon aus, dass diese Zahlen bis 2015 mengenmäßig auf 12 Prozent und wertmäßig auf 25 Prozent steigen werden.

Am 10. Juni eröffnet Nespresso offiziell sein neues Produktionszentrum im schweizerischen Avenches, in dem bis zu 4,8 Milliarden Kaffee-Kapseln jährlich produziert werden. "Wir wollen zur Referenz für perfekten Kaffee werden", sagte Richter. (APA)