Die Teuerung (Inflation) ist nicht nur für Konsumenten in den vergangenen Monaten ein wichtiges Thema gewesen. Auch für Anleger war die hohe Inflation bitter, weil sie an den Gewinnen, die in dem schweren Marktumfeld mühsam erwirtschaftet wurden, geknabbert hat wie eine Made im Speck. Die Inflation zehrt an den Erträgen von Festgeld und Anleihen.

Während sich die Konsumenten über das aktuell niedrige Niveau der Inflation freuen, sorgen sich Anleger - sie fürchten als Folge der Finanzkrise eine Teuerung mit fatalen Folgen. Die Marktteilnehmer glauben jedenfalls an hohe Inflationsraten. Die erwartete Teuerung, die aus inflationsgeschützten Anleihen abgeleitet wird, beträgt in den USA heute 1,55 Prozent pro Jahr für die nächsten zehn Jahre. Das klingt nicht nach viel, aber im November des vergangenen Jahres haben Investoren einen jährlichen Preisrückgang von 0,02 Prozent impliziert. Gesucht werden daher Anlagemöglichkeiten, die vor der Inflation geschützt sind.

Es gilt also Vorsicht bei der Geldanlage. Denn selbst zehnjährige Staatsanleihen können zum finanziellen Risiko werden. Zwar zahlt die Republik derzeit 4,35 Prozent Zinsen - was im aktuellen Zinsumfeld attraktiv ist. Überspringt die Inflation aber diese Grenze, verlieren Anleger de facto Geld. Vor allem die beliebtesten Anlageformen - etwa Sparguthaben und Lebensversicherungen - sind der Inflation stark ausgesetzt. Auch Geldmarkt- oder Zinsfonds werden von einer hohen Inflation getroffen.

Sicherere Alternative

Sparguthaben/Festgeld Experten raten im Falle einer stark steigenden Inflation, Tages- und Festgeld anders anzulegen - und zwar rasch. Vor allem nahezu unverzinste Guthaben, die auf Gehaltskonten liegen, würden von der Inflation schnell erfasst. Zu bedenken ist: Je länger man sein Geld bindet - etwa auf Sparbüchern mit langer Laufzeit -, desto weniger flexibel kann auf die Inflation reagiert werden.

Immobilien Geraten wird zu Investitionen in Immobilien oder Immobilienfonds. Diese Produkte würden der Inflation noch am ehesten standhalten. Denn investiert wird in Objekte, und der Wert einer Immobilie bleibe auch in inflationären Zeiten stabil.

Anleihen gelten im Falle von unsicheren Zeiten ja noch immer als sicherer Hafen. Damit das auch so bleibt und diese Papiere nicht, wie oben beschrieben, zur Falle werden, werden Anleihen auch mit Inflationsschutz ausgegeben. In diesem Fall zahlt der Staat einen fixen Zins plus den Wert der Inflationsrate. Die Rendite passt sich dadurch der Inflation an.

Aktien haben sich in der Vergangenheit immer wieder als stabiles Investment erwiesen. Phasen hoher Inflation schließen Unternehmensgewinne und damit steigende Aktienkurse ja nicht per se aus. Gefragt sind in unsicheren Phasen Unternehmen mit hohen Vermögenswerten oder verwertbarem Wissen (Patente, Pharma) sowie sicheren Einnahmequellen.

Rohstoffe bieten eine Absicherung vor steigenden Preisen, denn sie sind oft die Verursacher einer Inflation. Ölpreiserhöhungen werden von Unternehmen oft in Preiserhöhungen der eigenen Produktpalette übersetzt. Zudem wird von vielen Seiten das Krisenmetall Gold als Inflationshedge empfohlen. Aber auch bei Edelmetallen kommt es immer wieder zu Preisschwankungen.

Effektiver Inflationsschutz

Bei der zentralen Frage, welche Investments direkt vor einer Inflation schützen, darf aber nicht vergessen werden, dass auch bei der Suche nach Inflationsschutz Risiken lauern. Bei Aktien empfehlen Portfolio-Manager in einem inflationären Umfeld Unternehmen mit viel Preismacht. Denn nur Unternehmen, die hohe Rohstoffpreise weitergeben können, ohne Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren, können von einer Inflation sogar profitieren. Auch Unternehmen, die selbst Rohstoffe produzieren, profitieren überdurchschnittlich.

Bei festverzinslichen Papieren heißt es jedenfalls aufpassen. Denn Anleihen leiden besonders unter der Inflation. Die einzige Ausnahme: inflationsgeschützte Anleihen oder Tips (Treasury Inflation Protected Securities). Tips bieten als einziges Wertpapier einen direkten Schutz vor Inflation. Über passiv gemanagte Investmentfonds (ETF) können Anleger zudem einen Pool an Tips kaufen und sich somit über verschiedene Laufzeiten und Regionen hinweg gegen Inflation schützen.

Rohstoffe haben ebenfalls eine relativ direkte Verbindung zur Inflation, doch das Problem hierbei sind viele andere Risiken. Denn der Preis eines Rohstoffs bestimmt sich über Angebot und Nachfrage an den Märkten. Wenn etwa ein Überschuss an Gold produziert wird, kann der Preis des Edelmetalls fallen, auch wenn die Inflation steigt. (Bettina Pfluger, Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 14.5.2009)