Wien - Auch bei der diesjährigen OMV-Hauptversammlung gab es heute, Mittwoch, kritische Fragen zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem Iran. Dabei ging es einerseits um die Absichtserklärung um umstrittenen Erdgasprojekt Pars, andererseits um den möglichen Anschluss der geplanten Gaspipeline "Nabucco" an iranische Quellen.

OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer erklärte, dass es seit der letzten Hauptversammlung beim Pars-Projekt keine Fortschritte gegeben hätte. Ein Nabucco-Anschluss an den Iran sei derzeit "nicht vorhersehbar". Langfristig sollte man den Iran aber nicht außer Acht lassen, so der OMV-Chef.

Die Versorgung von Nabucco könne auch ohne Gas aus dem Iran sichergestellt werden, etwa mit Lieferungen aus Aserbaidschan und Turkmenistan. Laut OMV-Gas&Power-Vorstand Werner Auli wird voraussichtlich auch Gas aus dem Irak kommen.

Vor dem Austria Center in Wien machten Aktivisten des Bündnisses "Stop the Bomb" auf Menschenrechtsverletzungen im Iran aufmerksam und kritisierten mögliche Geschäfte der OMV mit dem Regime in Teheran.

Im April 2007 hatte die OMV mit der staatlichen "National Iranian Oil Company" (NIOC) eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) zur Entwicklung von Teilen des South Pars-Gasfelds im Persischen Golf sowie einer Verflüssigungsanlage für Gas (LNG) und Bezugsverträge für Gas unterzeichnet. Das iranische Erdgasprojekt soll ein Volumen von bis zu 22 Mrd. Euro für die nächsten 25 Jahre ausmachen.

Dividende von 1 Euro pro Aktie

Die HV hat erwartungsgemäß die Ausschüttung einer Dividende von 1 Euro pro Aktie beschlossen, eine Kürzung um 20 Prozent im Vergleich zur Dividende für 2007. Ausbezahlt wird die Dividende am 19. Mai 2009. Die Rendite betrug damit 5,3 Prozent, während der Ausschüttungsgrad (payout ratio) nach Angaben von OMV-Finanzchef David Davies bei 22 Prozent lag, im Vorjahr waren es 24 Prozent. Künftig wird ein Ausschüttungsgrad von 30 Prozent angestrebt.

Bei der Hauptversammlung waren Aktionäre mit knapp 169,9 Mio. stimmberechtigten Stück Aktien vertreten.

Kritik an der Ausschüttungspolitik des Unternehmens kam vom Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger, der die Dividendenkürzung von 20 Prozent heftig kritisierte, obwohl die OMV im Vorjahr teilweise Rekordergebnisse gemacht habe. Die Dividendenkürzung sei "nicht fair und nicht gerechtfertigt". Auch den im Vergleich gesehen relativ niedrigen Ausschüttungsgrad kritisierte Rasinger.

Neues Vergütungsprogramm

Zu den ebenfalls kritisierten steigenden Managergehältern erklärte OMV-Aufsichtsratsvorsitzender Rainer Wieltsch, dass man heuer auf ein neues Vergütungsprogramm ungestiegen sei, dass gewisse Benchmarks wie etwa den "Total-Share-Holder-Value", den Wertzuwachs und den Gewinn pro Aktie für die kommenden drei Jahre definiert habe. Voraussetzung sei, dass die Vorstände sich massiv an dem Unternehmen beteiligen und die Aktien über diese Zeit halten.

OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer verteidigte den Verkauf des 21,2-prozentigen MOL-Anteils an den russischen Konkurrenten Surgutneftegaz um rund 1,4 Mrd. Euro mit der ablehnenden Haltung der MOL, aber auch der ungarischen Regierung sowie den EU-Auflagen, die eine Weiterverfolgung der Übernahme nicht attraktiv gemacht hätte.

Die OMV habe durch den Verkauf 37 Mio. Euro Verlust gemacht. Der Verkauf wurde sehr rasch und nach allen Regeln des Börsegesetzes durchgeführt, so Ruttenstorfer. Es gebe Interesse von der OMV, von Surgutneftegas Rohöl zu kaufen. Dies sei aber noch Zukunftsmusik.

In Ungarn hält die OMV nun einen Marktanteil von rund 15 Prozent und liegt damit an zweiter Stelle hinter MOL.

Neues Aufsichtsratsmitglied

Die Aktionärsversammlung hat bei der Neubestellung des Aufsichtsrats auch einen Posten neu besetzt: Als zweite Frau zieht Elif Bilgi Zapparoli, nach Angaben von Aufsichtsratschef Rainer Wieltsch eine renommierte türkische Investment-Bankerin, in den Aufsichtsrat der OMV ein. Sie folgt Gerhard Mayr als Aufsichtsrat nach. OMV-Chef Wofgang Ruttenstorfer zufolge wird durch die Neubestellung von Zapparoli das OMV-Engagement in der Türkei gefördert.

Wie erwartet wurde auch das Aktienrückkaufprogramm, die Änderung der Ermächtigungen zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen und die Schaffung von bedingtem Kapital genehmigt. Die Hauptversammlung endete kurz nach 18.30 Uhr. (APA)