Der türkische Verein ATIB (Avusturya Türk Islam sosyal kültür birligi - Türkisch-Islamische Union Österreichs für kulturelle und soziale Zusammenarbeit) will in der Dammstraße im zwanzigsten Wiener Gemeindebezirk ein Kulturzentrum (aus)bauen. Ein Anrainerverein und die FPÖ mobilisieren dagegen, angeblich rücken 500 Polizisten und die gesamte Wega-Truppe (mit Wasserwerfern) zur Aufrechterhaltung der Ordnung aus. Die ATIB ist - ein eigenes Thema - fest in der Hand des türkischen Staates, der auch im Ausland die türkisch-islamischen Gläubigen lenkt (mit zwei Ausnahmen: die fundamentalistische Milli Gürüs und die liberalen Aleviten). Die Zentrale der ATIB ist in der Gudrunstraße im zehnten Wiener Gemeindebezirk - und das ist der Punkt: Das ziemlich große und ansehnliche Gebäude dort stieß auf keinen bekanntgewordenen Widerstand, schon gar nicht mit Großdemonstrationen und aufwendigem Polizeischutz.

Was ist im Zehnten anders als im Zwanzigsten? Kann es sein, dass sich da jemand strategisch einen bestimmten Punkt zum politischen Aufheizen - der zweifellos vorhandenen - Anrainerängste gesucht hat? (Hans Rauscher, DER STANDARD-Printausgabe, 14.5.2009)