Sex und Lärm: Stephen McBean von Pink Mountaintops.

 

 

Foto: Trost

Wien - Boom! Tschak! Boom! Boom! Tschak! Spätestens seit der Musikproduzent Phil Spector in den 1960ern rund um diesen beharrlich wiederholten Rhythmus seine Wall Of Sound errichtet und damit etwa für die Girlie-Band Ronettes den Superhit Be My Baby geschaffen hat, ist es amtlich: Dieser Rhythmus ist für die Ewigkeit geschaffen. Unwiderstehlich. Siehe auch: River Deep - Mountain High, das Album, das Spector für Ike & Tina Turner produziert hat.

Dieser Qualitäten ist sich Stephen McBean bewusst, der mit seinem Bandprojekt Pink Mountaintops auf seinem eben erschienenen dritten Album Outside Love (Vertrieb: Trost) starke Anleihen bei Spector geholt hat. Einmal, indem er erwähnten Rhythmus etwa für den Song Execution entleiht. Ein ein anderes Mal, weil kaum ein Stück des Kanadiers nicht turmhoch aufgeschichtet wird. Selbst noch in leise hingehauchten Balladen wie dem Titelstück, das bloß von einer wabernden Gitarre getragen wird, kriecht dieses in Richtung Klangmonolith, den eine sich gegen Ende des Liedes einbringende Orgel schließlich ermöglicht.

Das wäre jetzt alles noch nicht so wahnsinnig aufregend und extravagant. Doch die Songs erinnern an Kirchen- und Kinderlieder. Simple Sing-alongs, die McBean oder Gastsängerinnen mit gespenstischer Leidenschaftslosigkeit vortragen: So entstehen hypnotische Stücke, die vom stumpfen Irrsinn der Monotonie und seltsam anämischen bis sektenmäßig gehirngewaschenen Gesang geprägt sind.

Auch noch nicht genug. Denn diese bleichen Stimmen und Chöre erkunden existenzielle Fragen wie How Deep Is Your Love - was bei den Pink Mountaintops vor allem eine explizite Auseinandersetzung mit dem Weltthema Sex bedeutet. Zwar schraubt der Bartträger die auf den Vorgängerwerken teilweise etwas plumpen Eindeutigkeiten hier merkbar zurück, es dreht sich aber immer noch um die Liebe und ihren Vollzug.

Outside Love verschränkt Thematik und Ästhetik zu einem verdrogten Trip in die Sixties, auf dem McBean ein wenig den Charles Manson geben darf - ohne dass deshalb jemand zu Schaden käme. Damit stellen sich die Pink Mountaintops in die Nähe ähnlich operierender Bands wie Spiritualized, die zuletzt beim Kremser Donaufestival Macht demonstrierten. Aber auch die leiseren Mazzy Star oder deren noch besserer Vorgänger Opal - mit Kendra Smith als Sängerin - zählen zur ästhetischen Verwandtschaft der Mountaintops.

Am Dienstag macht die Formation für ihr einziges Österreichkonzert in der Wiener Arena halt. Dort war McBean im Vorjahr auch mit seiner eigentlichen Hauptband zu erleben, mit Black Mountain. Und wer diesem Auftritt beigewohnt hat, bedarf ohnehin keiner weiteren Missionierung mehr - damals haben sie immerhin Helmet an die Wand gespielt! (Karl Fluch / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.5.2009)